Objekt: Versuch einer grammatischen Darstellung der Sprache des Hans Sachs (1. Theil)

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nicht angemessen; man hat demnach wol mit Keller jenes kewen 
herbeizuziehen, welches bei Aventin, Chr. 19, mit werfen zusammen- 
gestellt sich findet und wie keien, aus dem es entartet, durch eine 
öfter vorkommende Zusammenziehung — cf. kalter Gehalter u. a. — 
für das sonst und heute noch in Ober- und Niederdeutschland gern 
gebrauchte geheien werfen, schlagen, plagen eintritt (Schm. I 1025 ff.). 
So braucht H. 58. geheien = plagen II 10, 20, ungheit = ungescho- 
ren II 76, gheyen und keyen — discedere II, III 50 (Kell. VIII 98) 
u, ö. Die Form gehewen (von der auch Luther ungehewet — un- 
geschoren bildet; Schm. I 1027 ob.) für geheien, also hiuwen für 
hien, erklärt sich durch lautliche Anlehnung des letzteren Verbums 
an mhd, htwen nubere — mit dem cs von Alb. Höfer in Germ. 
XV 79 sogar, wenigstens in der Bedeutung von vexare, für eins gehal- 
ten wird —, welches selbst durch einen ähnlichen Vorgang, wie bei 
au = mhd. äw, zu hiuwan, heuen werden konnte (cf, hiurät neben 
hirät, wie selbst nhd. früher Heurath zu lesen war; Weinh, $.117s. f.)]. 
eu = mhd. ei: freudig (II 61 fr. an dem tantz, IL 117 opp. 
fromb und pyeder, also beide Male = mhd. vreidec, freidig kühn, 
verwegen, übermüthig, welches auch Luther nur in dieser. Form 
und Bedeutung kennt, das aber in den späteren Ausg. ebenfalls in 
freudig umgewandelt wurde, z.B. Jos. 17,9% Weish. 1118, Ephes. 
619,20, Apg.4 13,31, Der Übergang zu freudig, das übrigens als 
Ableitung von vröude im Mhd. nicht nachgewiesen, ist nahe liegend. 
Gr. W. IV 158, 159; Weig. I 491); 
eu = nhd. ei: ergrewff [in S; die in der Oberpf. übliche 
Wandelung: griefe, groff, gegroffen, lässt vielleicht eine blofs pho- 
netische Abweichung an unsrer Stelle weniger annehmbar erscheinen, 
als vielmehr — trotz des Inf. greufen bei Tucher, Baumeisterbuch 
197, 24; cf. Schm. I 991 — den schon früher erfolgten Übertritt 
dieses Verb. von der i- zur u-Reihe, unterstützt durch das vom 
Md. und Nd. (krüfen, krüpen; ags. creopan, engl. to creep; Zeitschr. 
IH 442, 541) kommende kriefen = kriechen, dessen Bedeutung der 
von gröüfen nicht zu ferne steht. — Schm. I 1364 und I 1378, wo 
kroppen greifen belegt wird]; reutter, reuter (II 17 ff, so richtig in 
der Bedeutung „Krieger zu Pferd“ hergenommen im 15.Jhrh. aus dem 
Niederl., wo ruyter == rularius, von rupta, rutta Rotte, zunächst 
Mitglied einer Rotte, Räuber, dann, wie Reisiger, berittener Krieger; 
im 17, Jahrh. nahm aber reuter auch die Stelle von Reiter, das zu-
	        
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