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Herrschaft gekommenen Staaten den römischen Adler, ganz
oder getheilt, in ihren Wappenschildern führten.
Ein anderes Wappen ist der goldne Adler mit dem
goldgekrönten Jungfrauenhaupte und den Hals und der
Brust einer Jungfrau *) im himmelblauen Felde. Die ge—
netische Erklärung dieses Wappens giebt Rinder in seiner
Rede auf verschiedene Weise: die Nürnberger sollen Hein—
rich IV. als Flüchtling aufgenommen. und sich gegen den
Sohn, Heinrich V., lange gehalten haben. Als die Feinde
darauf die Stadt einnahmen, warf sich ein Theil der jün⸗
geren Bürgerschaft in die Burg, die vom Feinde nicht er—
obert werden konnte. Weil also die Burg gleichsam Jung⸗
frau blieb, so sollte Nurnberg auch auf seinem Adler den
Kopf einer Jungfrau haben. Rinder giebt dieß indeß als
keine ausgemachte Thatsache. Ein gewisser Heifeld behaup⸗
tet: der Jungfernadler bedeute, daß die Nürnberger Frauen
ihre Männer unter dem Pantoffel gehalten hätten; eine
allerdings lächerliche Behauptung, welche Konradus Celtes
dahin beschönigt: die sittige Schönheit, Leutseligkeit, zarte
Bildung und heitere Laune der Nürnbergerinnen wären über
die Ungeschlachtheit ihrer wilden Männer Herr geworden,
weßhalb die Stadt vom Kaiser den Adler mit dem Jung—
fernhaupte erhalten habe. — Nach anderen käme dieses
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) Auf den alten Wappen hat dieser Adler wohl das Haupt der
Jungfrau, nicht aber die Brüste, die dort mit Schuppen (Federn)
bedeckt sind.