Objekt: Nürnberg im neunzehnten Jahrhundert mit stetem Rückblick auf seine Vorzeit

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Herrschaft gekommenen Staaten den römischen Adler, ganz 
oder getheilt, in ihren Wappenschildern führten. 
Ein anderes Wappen ist der goldne Adler mit dem 
goldgekrönten Jungfrauenhaupte und den Hals und der 
Brust einer Jungfrau *) im himmelblauen Felde. Die ge— 
netische Erklärung dieses Wappens giebt Rinder in seiner 
Rede auf verschiedene Weise: die Nürnberger sollen Hein— 
rich IV. als Flüchtling aufgenommen. und sich gegen den 
Sohn, Heinrich V., lange gehalten haben. Als die Feinde 
darauf die Stadt einnahmen, warf sich ein Theil der jün⸗ 
geren Bürgerschaft in die Burg, die vom Feinde nicht er— 
obert werden konnte. Weil also die Burg gleichsam Jung⸗ 
frau blieb, so sollte Nurnberg auch auf seinem Adler den 
Kopf einer Jungfrau haben. Rinder giebt dieß indeß als 
keine ausgemachte Thatsache. Ein gewisser Heifeld behaup⸗ 
tet: der Jungfernadler bedeute, daß die Nürnberger Frauen 
ihre Männer unter dem Pantoffel gehalten hätten; eine 
allerdings lächerliche Behauptung, welche Konradus Celtes 
dahin beschönigt: die sittige Schönheit, Leutseligkeit, zarte 
Bildung und heitere Laune der Nürnbergerinnen wären über 
die Ungeschlachtheit ihrer wilden Männer Herr geworden, 
weßhalb die Stadt vom Kaiser den Adler mit dem Jung— 
fernhaupte erhalten habe. — Nach anderen käme dieses 
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) Auf den alten Wappen hat dieser Adler wohl das Haupt der 
Jungfrau, nicht aber die Brüste, die dort mit Schuppen (Federn) 
bedeckt sind.
	        
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