Volltext: Prinzregent Luitpold von Bayern

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erstgenannten Jahre galt sein viertägiger Besuch der feierlichen Eröffnung 
der zweiten bayerischen Landesausstellung für Gewerbe, Industrie und 
Kunst. Am Tage seiner Ankunft, dem 13. Mai, besichtigte er die Werke 
der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuckert u. Co., die Christus- 
kirche, die Liebfrauenkirche und die Sebalder Kirche und nahm abends 
auf der Burg, wo er seine Wohnung genommen hatte, einen glänzenden 
Fackelzug entgegen. Am 14. vollzog er nach dem Besuch des Hochamts in der 
Liebfrauenkirche die Eröffnung der Ausstellung und machte in den Abendstunden 
eine Rundfahrt durch die festlich beleuchteten Straßen. Am dritten Tage 
seines Aufenthalts besuchte er die Nachbarstädte Erlangen und Fürth und 
wohnte einer Festvorstellung im Nürnberger Stadttheater bei. Am letzten 
Tage nahm er nach einer festlichen Parade auf dem großen Exerzierplatz bei 
Schweinau im Rathause die Vorstellung sämtlicher Mitglieder der städtischen 
Kollegien entgegen und unternahm sodann eine Rundfahrt durch die Stadt, 
an die sich ein nochmaliger Besuch der Ausstellung anschloß. An den 
beiden letzten Tagen wurden auch die Spitzen der königlichen und städtischen 
Behörden zur Hoftafel gezogen. Überall, wo sich der hohe Herr zeigte, 
umdrängte ihn eine freudig erregte Menge; und sein einfaches, leutseliges 
Wesen gewann ihm aller Herzen. Der gleiche Jubel aber empfing ihn, 
als er am 2. September 1897, von der Kaiserparade in Würzburg 
kommend, mit Kaiser Wilhelm II. und dessen hoher Gemahlin in den 
Mauern der Stadt Nürnberg seinen festlichen Einzug hielt. Nach der 
glänzend verlaufenen Parade auf dem Exerzierfelde bei Schweinau wurden 
die erlauchten Herrschaften auf dem Plerrer von Bürgermeister Dr. von 
Schuh feierlich begrüßt, und dabei gewährte es allen Freude, neben dem 
jungen Kaiser den ehrwürdigen Regenten in jugendlicher Frische und 
Rüstigkeit zu sehen. Unter dem jubelnden Zuruf der Bevölkerung erfolgte 
sodann durch die festlich geschmückten, von der harrenden Volksmenge dicht— 
gefüllten Straßen die Fahrt auf die Burg. Gedankenvoll blickte der 
Hohenzollernfürst von der Stätte, an der vor Jahrhunderten seine Urahnen 
als Burggrafen gewaltet hatten, und die er jetzt zu kurzer Rast betrat, 
auf das Häusermeer mit seinen Kuppeln und Türmen, das zu seinen 
Füßen sich in weitem Bogen ausbreitete. Mit lebhaftem Interesse be— 
sichtigte er in Begleitung des Prinzregenten die Sammlungen des Ger— 
manischen Museums und andere Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der 
Abend vereinigte die fürstlichen Gäste, unter denen sich auch der König 
Albert von Sachsen und der Regent Albrecht von Braunschweig befanden, 
bei einem Festmahle in dem altehrwürdigen Rathaussaale, der seit langer 
Zeit eine so glänzende Versammlung nicht mehr gesehen hatte. Bei der 
Rückfahrt nach dem Bahnhof über den großartig beleuchteten Marktplatz 
und vorbei an den in wunderbarem Lichte erstrahlenden Kirchen umbrauste
	        
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