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statt. In München emyfing der Regent schon am Vorabende des Festes
im Thronsaale der Residenz eine Schar von 1450 Schulkindern unter
Führung ihrer Lehrer und des Schulrates Dr. Rohmeder und nahm in
freundlichster Weise die Glückwünsche und die Huldigung derselben ent—
gegen. Zahllos waren die Glückwünsche und Geschenke, welche an dem
eigentlichen Festtage von allen Seiten einliefen. Besonders wohlthuend
war dem Regenten die warme Teilnahme der Münchener Künstler, von
denen jeder dem hohen Beschützer der Kunst ein von ihm gezeichnetes
oder gemaltes Blatt überreichte. Zum Danke für die vielen Beweise
treuer Anhänglichkeit schenkte Prinzregent Luitpold an diesem Tage seiner
Hauptstadt die schöne Brücke, die, nach ihm genannt, die beiden Ufer der
Isar unterhalb der Maximiliansbrücke mit einander verbinden und den
Abschluß der von ihm angelegten Prinzregentenstraße bilden sollte. Bald
darauf stiftete er für die von König Ludwig J. errichtete Feldherrnhalle
zur Erinnerung an die Heldenthaten des bayerischen Heeres ein Denkmal,
den Krieg und den Frieden darstellend, das an seinem nächsten Geburts⸗
tage, am 12. März 1892, in seiner Anwesenheit und in Gegenwart von
Abordnungen des bayerischen Heeres feierlich enthüllt wurde.
Das Jahr zuvor, im September 1891, war fast das ganze bayerische
Heer zu einem großen Manöver in der Nähe von München versammelt.
Hier fand es Gelegenheit, in einer glänzenden Parade auf der Frött—
manninger Heide, an der nicht weniger als 40000 Mann teilnahmen,
seine Kriegstüchtigkeit und treffliche Ausbildung vor den Augen des
deutschen Kaisers zu bewähren. Derselbe sprach sowohl dem Prinzregenten,
wie dem Prinzen Leopold, der das Manbver und die Parade geleitet
hatte, seine hohe Befriedigung und seine rückhaltlose Anerkennung über
die Haltung der bayerischen Truppen aus. Im folgenden Jahre ernannte
er zum Zeichen seines besonderen Vertrauens den Prinzen Leopold zum
Generalinspekteur bei der IV. deutschen Armeeinspektion, in welcher Eigen⸗
schaft demselben nicht nur die bayerischen, sondern auch preußische Truppen
unterstellt sind. Drei Jahre später, im Sommer 1895, kam Kaiser
Wilhelm II. abermals nach München, diesmal, um die berühmte Gemälde—
galerie des Grafen Schack, die ihm dieser testamentarisch vermacht hatte,
zu übernehmen. Einen Tag nach seiner Abreise begab sich der Prinzregent
mit den drei rangältesten Ministern zu der feierlichen Eröffnung des
Nord⸗Ostseekanals, die in den Tagen vom 18. — 28. Juli 1895 unter großen
Festlichkeiten statffand. Eine wiederholte Begegnung zwischen dem Kaiser
und dem Prinzregenten brachte im Jahre 1897 die Feier zur Erinnerung
an die vor 100 Jahren erfolgte Geburt Kaiser Wilhelms J., die am
22. März in ganz Deutschland von Alt und Jung in einmütiger Be⸗
geisterung festlich begangen wurde. Kurz zuvor hatte der Prinzregent