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die Scheidenden der begeisterte Jubelruf einer Kopf an Kopf gedrängten
Volksmenge.
Durch die mancherlei Reisen, zu denen Pflicht und Neigung den
Prinzregenten Luitpold veranlaßten, wurden die regelmäßigen Regierungs—
geschäfte nur für kurze Zeit unterbrochen. Ihrer Erledigung widmet er
sich unablässig mit gewohnter Hingebung und Pünktlichkeit. Die
liebste Erholung von den Anstrengungen, die ihm die Erfüllung der
Regentenpflichten auferlegt, findet er in dem innigen Verkehr eines reich—
gesegneten Familienlebens und in der Pflege des edlen Weidwerks auf
Bergen und in Wäldern. Regelmäßig besucht er die geliebte Schwester
Adelgunde, die verwitwete Herzogin von Modena, die einzig Überlebende
von seinen Geschwistern, in ihrem Schlosse zu Wien und im Frühjahr auf
ihrem Landsitz Wildenwarth in dem schönen Prienthale. Mit gerechtem
Stolze ruht sein Auge auf den drei Söhnen, die, dem Vorbilde des Vaters
nachstrebend, in Krieg und Frieden sich rühmlichst hervorgethan haben,
wie auf dem hoffnungsvollen Enkel, dem Prinzen Rupprecht, der jüngst
erst mit seiner in jugendlicher Anmut blühenden Gemahlin in der alten
Bischofsstadt Bamberg seinen Hausstand begründet hat. An der Seite
des Vaters waltet, die Stelle der längst heimgegangenen Mutter ver—
tretend, seine treue Tochter, Prinzessin Therese, die, von rastlosem Wissens⸗
trieb beseelt, vieler Menschen Städte und Länder gesehen und durch aus—
gezeichnete Schilderungen ihrer Reisen sich den Ruhm einer hervorragenden
Schriftstellerin erworben hat.
Als gastfreundlicher Hausherr empfängt Prinzregent Luitpold häufig
Gäste aus den verschiedensten Ständen der Bevölkerung an seiner Tafel
und verkehrt mit ihnen in zwangloser Unterhaltung. In unmittelbaren
Verkehr mit den biederen Bewohnern des bayerischen Gebirges tritt er,
wenn er hinauszieht, um in den Allgäuer Bergen oder in dem aus—
gedehnten Jagdrevier bei Berchtesgaden „den flüchtigen Gemsbock zu
jagen“. Und hier bewegt er sich unter den Genossen seiner Jagd, überaus
bescheiden in seinen Ansprüchen auf Wohnung und Verpflegung, in der
einfachen Tracht des Landvolks, Joppe und Kniehose, so wie ihn das
Denkmal im Luitpoldhain zu Berchtesgaden dem Beschauer darstellt. Ein
höchst erfreuliches Zeichen seiner kerngesunden, unverwüstlichen Natur war
es, daß er noch im vergangenen Herbste, in seinem achtzigsten Jahre
stehend, sowohl in den bayerischen Bergen, wie in den Wäldern des
Spessart des geliebten Weidwerks pflegen konnte. —
Als Prinzregent Luitpold am 12. März 1899 seinen 78. Geburts—
tag feierte, waren es gerade 100 Jahre, daß sein Großvater Max Joseph
als erster Regent aus dem wittelsbachischen Hause Zweibrücken-Birkenfeld
in Muͤnchen seinen feierlichen Einzug hielt. Mit ihm zog das Glück im