Volltext: Versuch einer grammatischen Darstellung der Sprache des Hans Sachs (1. Theil)

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an das heutige wow streift), ungfer (vereinzelt I 29, sonst vd. 
unter o 8. 12). 
Endlich zeigt sich abermals md. Einfluss in der Verwendung 
von u als irrationalem Vocale = nhd. e, nämlich bei dem 
Praefix zu (md. zur, zw und zir, zi — zer; Weinh. 8. 52 und 8. 285), 
welches jedoch nur selten sich findet; am liebsten vor reissen (1 9 AB, 
57 AB, IL 13, 18 A, 65, 667,10, 79); ferner in zurinnen (I 44 
AB, II 112; auch zerrinnen, zerinnen II 55, zrunnen IX 19) und 
zubrochen (I 55 AB). Irregeleitet durch diese Doppelformen, glaubte 
man, umgekehrt neben zunichtig (II 93, gebildet wie zufrieden) 
ein zernichtig (II 101; bei Aventin zenichtig) einführen zu dürfen 
(Schm. I 1719). — 
In den Diphthongen folgt HM. S., wie die damalige gemein 8. 14. 
deutsche und unsere jetzige Schriftsprache, dem bayerisch - österrei- 
chischen Dialect, der durch weitere Steigerung von mhd. 1 uud ü 
zwei neue Diphthonge, ei und au, zu den schon vorhandenen ai 
und au hinzufügt. Dass die Aussprache der alten und der neuen, 
ob auch meist gleich geschriebenen, Diphthonge nicht ganz zusam- 
menstimmte, beweisen vor allem die Mundarten unsrer Zeit, die ge- 
nau die beiden genetisch verschiedenen ei und au auch phonetisch 
zu unterscheiden wissen; und auch der Umstand, dass ai, wenn- 
gleich selten verwendet und meist durch ei ersetzt, nur für mhd, ei 
eintritt, scheint für eine besondere lautliche Bedeutung dieses Zei- 
chens zu sprechen (cf. das über ä Gesagte). 
6) ei (ey) allgem. = mhd,. 1 und ei; 
ai (ay) allgem. == mhd. ei; 
ei = nhd, a! zweintzig [IL 12; mhd. zweinzec und zwengzec ; 
erst im 17, Jahrh. kommt zwanzig auf, welches nach Weinh. schon 
1385 sich zeigt (Mon. Boica 27, 290); die Form mit & ist sächsisch 
und darum wol bei Luther erhalten]; 
ei (ai) — nhd. &: verkleiben (trans. 159: treyben; auch Luth. 
Exod. 2, 3; nhd. seltener (Gr. W. V 1066 ff.) und verdrängt durch 
kleben, welches ursprünglich intrans. (II 44:) und, wie jenes kleiben, 
vom stv. kliden haerere — nhd. noch dekleiben stv.; Weig. I 163, 
802 -— sich ableitet); lainen (trs. I 39 : wainen; nhd, lehnen — 
md. lönen, zugleich auch — nach einem ähnlichen Vorgang wie bei 
kleben — sich mischend mit dem intr. l&nen, welches mit ihm ein 
verschollenes stv. Alinan inclinare voranssetzt, — Jetzt noch in oberd.
	        
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