Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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durch, daß die Sprache Marots folgendermaßen charakterisiert wird 
/S. 21): „Stellen Sie sich eine Sammlung altfränkischer, pöbelhafter, 
und wider die Grammatik verstoßender Wörter und Redensarten 
vor. Sie sey also noch einen Grad schlechter, als dasjenige, was 
wir im Deutschen die Hanssachsen-Schreibart nennen, welcher wir 
uns bisweilen zum Lachen bedienen; allein die ein Dichter alsdann 
stark gebrauchen müßte, wenn er das sicherste Mittel haben wollte, 
uns unerträglich zu werden.“ Gegen diesen Angriff auf Marots 
Sprache tritt nun der Schweizer in einer Anmerkung zu Mauvillons 
Brief („Sammlung“ 5. St., 1742, Anm. H., S. 49—52) auf und stützt 
sich zu ihrem Schutze auf französische Zeugen. Er hält es für einen 
Mangel, daß man die deutsche ernste Sprache auch zu Possen 
brauchen müsse (S. 51) und fährt fort (S. 52): „Mit was vor einer 
Stirne darf man denn sagen, daß Marot nicht ein Haar besser 
schreibe, als Hans Sachse; daß so wenig wir sonst aus 
unsrem Hans Sachse machen, wir ihn doch nicht ge- 
ringer schätzen dürffen als den altväterischen Marot? 
Hr. Gottsched hat dieses in der Anmerckung zu dem Artickel Aretin vor- 
yegeben. Er meint vielleicht, der widerliche Klang, oder die unge- 
wöhnliche und altfränckische Redensart in Hans Sachsens Sprache machen 
seine Gedichte so verwerfflich und verächtlich; aber das thut es nicht, 
sondern das arme und abgeschmackte Zeug, das Hans Sachse darinnen 
vorträgt, welches so beschaffen ist, daß es in die fliessendste gott- 
schedische Schreibart übersetzt Verdruß und Ekel gebähren muß.“ 
Darauf folgt dann noch ein Lob Marots (S. 52). Das Jahr 1743 
bringt in der Schweizer „Sammlung“ manche Herabwürdigung des 
Hans Sachs, insbesondere das siebente Stück. Hier schlägt in dem 
Aufsatze „Von den vortrefflichen Umständen für die Poesie unter 
den Kaisern aus dem schwäbischen Hause“ (S. 25—53) der Ver- 
fasser wieder das beliebte Thema an (S. 52—583), daß die Franzosen 
sich der Sprache Marots zu zierlichem Scherz und geistreicher Kurz- 
weil bedienen, und meint, seine Landsleute könnten darin für ähn 
liche Zwecke geschickte Wörter und Ausdrücke genug finden. „Ich 
verstehe keineswegs solche Flickwörter und Flickzeilen, welche zu 
der Sache und der Absicht gar nichts thun, und nur um des Reimes 
willen da sind, womit Hans Sachsens Arbeit zusammengeschmiert 
ist. Diese sind vielmehr lächerlich als lustig, und ergetzen nur 
mittelmässige Geister durch ihre abgeschmackt-unvernünftige Zu-
	        
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