Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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sammensetzung. Ich will in diese Sprache auch die han, lan, gie, 
lie, vie, kan, statt, haben, lassen, gieng, ließ, fieng, kam, nicht auf- 
nehmen, weil sie in Hans Sachsens Schriften verächtlich und pöbel- 
haft geworden, ungeachtet solche in der poetischen Sprache des 
schwäbischen Weltalters mit allen Ehren ihren Platz behaupteten.“ 
Diese Abhandlung ist gleichwie ‘die im selben Stücke (S. 54—80) 
folgende „Von der Poesie des sechszehnten Jahrhundert nach ihrem 
schönsten. Lichte“ auf Bodmers Kerbholz zu setzen.! In diesem 
zweiten literarhistorischen Rückblick erklärt der Verfasser, daß die 
Poesie nach dem Untergange der Hohenstaufen „dem Pöbel in die 
Hände“ geraten sei; sie „ward von ihm dergestalt gemißhandelt, 
wie sie noch in den Schriften Hans Sachsens aussiehet“. Für die 
beiden besten „Ingenia“ hält er „nach der Wiederfindung der 
Wissenschaften“ und vor Opitz Brant und Fischart, wiewohl sie 
‚nicht einmahl die Art der Unsterblichkeit erhalten haben, welche 
Hans Sachse sich‘ durch den aberwitzigen und kahlen Innhalt seines 
Reimengeklappers erworben hat“. Auch bei einem Angriff auf Johann 
Christoph Schwarzens Äneis (8. St., 1743, S. 40, 46), die von Gott- 
sched besonders belobt wurde, wird Hans Sachs noch etwas mit- 
yenommen und zwar von Stephan Finck. Bächtold* vermutet unter 
diesem Namen Breitinger. 
Aus den angeführten Proben geht zur Genüge hervor, daß 
Bodmer völlig die Fähigkeit mangelte, Hans Sachs aus seiner Zeit 
heraus zu würdigen. Seine Kenntnis von Hans Sachsens Werken 
wird auch eine sehr beschränkte gewesen sein. Einmal stoßen wir 
in den „Neuen Critischen Briefen über gantz verschiedene Sachen“ 
(1749) auf die von Hans Sachs behandelte Geschichte von dem 
„‚Körblemacher“. Es ist mit Rücksicht auf die Stellung Bodmers zu 
Hans Sachs sehr unwahrscheinlich, daß dieser als Quelle gedient 
habe. Bodmer weist auf den Engländer Samuel Wesley (1690—17389) 
hin, der die Geschichte „wenige Jahre vorher erneuert hatte“.% 
Auf Wernickes „Hans Sachs“ ist Bodmer jedenfalls durch Johann 
1 Bächtold, Gesch. d. d. Lit. i. d. Schweiz, S. 560. ' 
? Ebenda S. 560. 
3 Man vgl. Th. Vetter, J. J. Bodmer und die englische Litteratur, 
in „Johann Jakob Bodmer. Denkschrift zum CC Geburtstag (19. Juli 1898). 
Veranlasst vom Lesezirkel Hottingen. Zürich, 1900“, S. 343—344. Vetter denkt 
an Hans Sachs als Quelle.
	        
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