Vom "Ablader" bis zum "Zuckermacher"

Die Hausbücher der Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen

Mit den sogenannten Hausbüchern der Mendelschen und Landauerschen Zwölfbrüderhausstiftungen besitzt die Stadtbibliothek Nürnberg die umfangreichste und wertvollste serielle Bildquelle zum historischen Handwerk in Europa.

Vom Bäcker bis zum Zimmermann, vom „Ablader“ bis zum „Zuckermacher“ schildern ihre über 1.300 Darstellungen zahlreiche Herstellungsverfahren und Handwerkserzeugnisse vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Als Forschungsmaterial wie auch als Illustrationsvorlagen sind die Handwerkerdarstellungen der „Zwölfbrüderbücher“ in fach- wie populärwissenschaftlicher Literatur seit langem bekannt und beliebt. Dennoch blieb ihr größter Teil unveröffentlicht.

Von Oktober 2007 bis Februar 2009 wurde ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt zur Digitalisierung und Erschließung der Hausbücher durchgeführt. Auf dieser Website werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert und zur wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. Die Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg als Eigentümerin und das Germanische Nationalmuseum als informationstechnologischer Kompetenzträger dokumentieren die Hausbücher nun komplett und gemäß aktueller Standards digital. Recherchierbar sind die transkribierten Inschriften der vollständig fotografierten Handschrift sowie die handwerkstechnische Ikonografie.

Konrad Mendel und Matthäus Landauer

Die beiden Nürnberger Zwölfbrüderbücher waren als Chroniken und Totenbücher zweier Nürnberger Sozialstiftungen des späten Mittelalters angelegt worden. Ohne Unterbrechung wurden sie bis zum Ende der reichsstädtischen Selbständigkeit im Jahr 1806 mit strenger Kontinuität gepflegt: vorderhand der steten Erfüllung des Stiftungszwecks Ausdruck verleihend - und gleichzeitig ein immens reiches Bildmaterial erzeugend.

Der vermögende Handelsmann Konrad Mendel hatte 1388 ein Altenheim zur Wohnstätte und Verpflegung für jeweils zwölf bedürftige, alte Nürnberger Handwerker erbauen und mit Kapital für eine dauerhafte Führung ausstatten lassen. Seit etwa 1425/26 wurde jeder „Mendelbruder“ mit einem ganzseitigen Bildnis im Mendelschen Hausbuch porträtiert. Es wuchs bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit auf einen Umfang von insgesamt 857 Bildseiten mit 765 Handwerkerdarstellungen im Folioformat an.

Die Darstellungen zeigen die Brüder vorwiegend in Ausübung ihres Handwerks, mit kennzeichnenden Herstellungsverfahren, typischen Werkzeugen, Werkstattausstattungen, Werkstoffen und Erzeugnissen - motivisch detailliert und von großer, unmittelbarer Authentizität. Jeweils hinzugefügt wurde ein Text; zunächst nur die Namen und biografischen Daten des Bruders, in späteren Jahrhunderten um Kurzbiografien erweitert.

Mendels Stiftungsmodell fand im frühen 16. Jahrhundert eine prominente Nachfolge, als der Montanunternehmer Matthäus Landauer ein zweites Nürnberger "Zwölfbrüderhaus" mit ähnlicher Funktion und gleicher Memorialbuchform ins Leben rief: die Landauersche Zwölfbrüderstiftung mit ihrem gleichnamigen, 1511 begonnenen Hausbuch, das 439 Bildseiten mit 406 Handwerkerbildnissen umfasst. Auch diese Stiftung hatte bis 1806 Bestand.

Beschreibungen

Detaillierte Beschreibungen der einzelnen Bände mit weiteren Informationen zu ihrer Ausstattung, zur Entstehungsgeschichte, weiterführender Literatur und mehr finden Sie in folgenden Kurzabhandlungen.

Informationen zur Sammlung Amberger finden Sie im

  • Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland.
    Band 12: Bayern I-R. Herausgegeben von Eberhard Dünninger.
    Bearbeitet von Irmela Holtmeier unter Mitarbeit von Birgit Schaefer
    Georg-Olms-Verlag, Hildesheim 1996, ISBN 3-487-09586-6
    ab Seite 134.

Sekundärliteratur

Bei jedem einzelnen Objekt wird die verwendete spezifische Sekundärliteratur in ausführlicherer Form angegeben. Literatur zu einzelnen Bänden ist in den Beschreibungen angegeben. Die mehrfach zur Erstellung der Metadaten angewandten Werke sind in folgender Literaturliste zu finden:

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