157
ich in meinen heftigen Fieberphantasien nur mit Feuersäulen und
brennenden Tänzerinnen gekämpft und meinen Wärtern durch
die Vehemenz meiner Tobanfälle viel zu schaffen gemacht hatte.
— Bei meiner Riesenkonstitution bedurfte es zweier Wärter, wo
sonst ein einziger genügt haben würde!
Die großen Brandwunden quer über Brust und Hals,
sowie an Händen und Armen heilten nur langsam. Den mäch—
tigen Backenbart von heute besaß ich damals noch nicht, sonst
wäre das Abenteuer meinem Gesicht wohl noch schlechter be—
kommen!
Der allerliebsten Kleinen, um derenwillen ich das Alles
zu erdulden hatte, war es insofern besser ergangen wie mir,
als bei ihren Wunden merkwürdiger Weise der Heilungsprozeß
schneller vor sich ging; wohl weil sie eine ruhigere Natur besaß,
als meine aufgeregte, nimmer rastende.
Kaum war ich den Krankenräumen entschlüpft, suchte ich
das Mädchen auf. Sie empfing mich charmant, wußte mir viel
Liebes und Schmeichelhaftes über meine Bravour zu sagen,
und .. . . . ließ die ganze Macht ihres berückenden Augen—
spieles auf mich wirken. Ich verlor den Kopf und verliebte
mich besinnungslos in ihr reizendes Lärvchen. —
Für alle Warnungen und Vorstellungen meiner besonnenen
Comilitonen war ich taub. „Daisy“ war und blieb der Inbe—
zriff alles Idealen, alles Begehrenswerten in meinen Augen,
leider auch in meinem jugendwarmen Herzen. Ich weihte
ihr einen ganzen Schatz heiligster, reinster, begeisterter Liebe,
hielt sie hoch erhaben über die Sphäre, in welcher sie sich be—
wegte. Und sie wußte mit raffinierter Geschicklichkeit mich in
dem Wahne ihrer „keuschen Reinheit“ zu erhalten.
Ich hatte mir bei der Tiefe meiner Liebesleidenschaft eine
ganz gerade, unentwegbare Bahn vorgezeichnet. Binnen einem
Jahre sollte meine Promovierung statthaben und gleich darauf
wollte ich Daisy heiraten. Meinen Eltern that ich diesen meinen
unumstößlichen Entschluß kund. Die natürliche Folge waren: