Objekt: Zu Nürnberg

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ich in meinen heftigen Fieberphantasien nur mit Feuersäulen und 
brennenden Tänzerinnen gekämpft und meinen Wärtern durch 
die Vehemenz meiner Tobanfälle viel zu schaffen gemacht hatte. 
— Bei meiner Riesenkonstitution bedurfte es zweier Wärter, wo 
sonst ein einziger genügt haben würde! 
Die großen Brandwunden quer über Brust und Hals, 
sowie an Händen und Armen heilten nur langsam. Den mäch— 
tigen Backenbart von heute besaß ich damals noch nicht, sonst 
wäre das Abenteuer meinem Gesicht wohl noch schlechter be— 
kommen! 
Der allerliebsten Kleinen, um derenwillen ich das Alles 
zu erdulden hatte, war es insofern besser ergangen wie mir, 
als bei ihren Wunden merkwürdiger Weise der Heilungsprozeß 
schneller vor sich ging; wohl weil sie eine ruhigere Natur besaß, 
als meine aufgeregte, nimmer rastende. 
Kaum war ich den Krankenräumen entschlüpft, suchte ich 
das Mädchen auf. Sie empfing mich charmant, wußte mir viel 
Liebes und Schmeichelhaftes über meine Bravour zu sagen, 
und .. . . . ließ die ganze Macht ihres berückenden Augen— 
spieles auf mich wirken. Ich verlor den Kopf und verliebte 
mich besinnungslos in ihr reizendes Lärvchen. — 
Für alle Warnungen und Vorstellungen meiner besonnenen 
Comilitonen war ich taub. „Daisy“ war und blieb der Inbe— 
zriff alles Idealen, alles Begehrenswerten in meinen Augen, 
leider auch in meinem jugendwarmen Herzen. Ich weihte 
ihr einen ganzen Schatz heiligster, reinster, begeisterter Liebe, 
hielt sie hoch erhaben über die Sphäre, in welcher sie sich be— 
wegte. Und sie wußte mit raffinierter Geschicklichkeit mich in 
dem Wahne ihrer „keuschen Reinheit“ zu erhalten. 
Ich hatte mir bei der Tiefe meiner Liebesleidenschaft eine 
ganz gerade, unentwegbare Bahn vorgezeichnet. Binnen einem 
Jahre sollte meine Promovierung statthaben und gleich darauf 
wollte ich Daisy heiraten. Meinen Eltern that ich diesen meinen 
unumstößlichen Entschluß kund. Die natürliche Folge waren:
	        
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