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dem Studium. Hing doch meine ganze Zukunft von dem glück—
lichen Resultat ab.
Eines abends — ich hatte Daisy unter tausend Liebes—
beteuerungen gebeten, bald gehen zu dürfen, da die vorgesetzte
Arbeit meine ganze Nacht in Anspruch nehmen würde, — kommt
der Märker auf meine bescheidene Bude, nimmt mich mit traurig
liebem Gesichte bei der Hand und sagt: „Komm mit, mein alter
Junge, ich hab' eine Überraschung für Dich! frage nicht lange,
komm nur mit, Du wirst schon sehen!“
Voll Erwartung folge ich ihm. Er führt mich gerades
Weges zu Daisy's Wohnung. Ich staune! Die Fenster sind
sämtlich erleuchtet. Bereits auf der Treppe schallt mir wüstes,
lärmendes Gejohle alkoholerhitzter Stimmen entgegen. — Ich
öffne unbemerkt, auf die nur mir bekannte Art die Vorplatzthüre.
Wir gelangen bis an die Thüre des großen Mittelzimmers.
Wir stehen — ich lausche atemlos.
Eben ertönt Daisy's Stimme: „Laßt ihn in Ruh: Ein
guter Kerl ist er doch, wenigstens meint er's ehrlich mit seiner
Daisy, mit „seiner Heiligen“l hal! hal hal — Es lebe mein
guter, dummer Narr! Jetzt sitzt er hinter seinen Büchern und
ochst, um den „bescheidenen Hausstand“ bald zu gründen! Puh!
Daisy und eine sittsame, ehrpuselige Hausfrau! . .. das wäre
just mein Fall! Nee, mein Jutester, soweit kommt's nich!“
Wieder lacht sie schallend, die Andern fallen ein — die Gläser
klingen. Ich öffne die Thüre — werfe ihr wortlos den glatten,
goldenen Reif, den ich fast ein Jahr als mein Heiligstes auf
Erden am Finger getragen habe, vor die Füße.
Sie steht im Balletkostüm, das Champagnerglas in der
erhobenen Rechten, die Linke um den Nacken eines widerlichen Gecken
gelegt. — Starr, gleich einer Statue, starrt sie auf mich, der ich im
Rahmen der Thüre stehen geblieben war. Der ganze Kreis verstummt.
Was dann weiter geschah, ich weiß es nicht, — auch nicht, wie ich
die nächste Zeit verbrachte. Das Alles schwimmt in ein nebel—
graues, kaltes, frostiges Nichts zusammen. Meines Lebens