Object: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg des Jahres 1919 (1919,1 (1920))

Wohlfahrtspflege 
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sorge I1 versorgten Erwerbslosen an die Erwerbslosenfürsorge sind gewisse Lücken in der Ver— 
sorgung bedürftiger und zwar solcher Personen eingetreten, die aus Billigkeitsgründen nicht 
wohl an die Armenpflege verwiesen werden konnten und wollten. In Betracht kamen solche 
ältere Personen, welche sich früher mit kleinen Handelsgeschäften und mit Hausieren von Obst, 
Zuckerwaren u. dgl. ernährten, durch den Krieg erwerbslos wurden und nun auf die Armen— 
pflege angewiesen waren. Weiterhin waren zu berücksichtigen die Familien von Militärpersonen 
mit längeren Freiheitsstrafen, welche bisher bei der Kriegsfürsorge II (sogen. Erwerbslosen- 
fürsorge) untergebracht waren. Endlich waren noch in Betracht zu ziehen die mit bedingter 
Rente entlassenen Militärpersonen, soweit sie arbeitsunfähig waren. 
Auch sonst war noch eine Anzahl von Einzelpersonen vorhanden, welche aus gewissen 
Gründen nicht zu der inzwischen errichteten allgemeinen Erwerbslosenfürsorge gehörten und 
billigerweise nicht der Armenpflege überlassen werden konnten. Es wurde daher unterm 
17. Januar 10910 beschlossen, für diese Unversorgten wie bisher im Rahmen der Kriegsfürsorge JI 
weiter Unterstützung zu gewähren, dabei jedoch darauf Bedacht zu nehmen, daß alle diejenigen, 
welche schon vor dem Kriege und dem Eintreten der Kriegsfürsorge JI laufende Armenunter—⸗ 
stützung bezogen haben, wiederum der Armenpflege zugewiesen werden. Hinsichtlich der Emp— 
fänger von Alters- und Invalidenrenten wurde durch Min. Entschließung vom 7. Januar 1919 
angeordnet, diese Personen weiter im Wege der Zusatzunterstützung zu versorgen. 
Die Notbedarfssätze wurden ab 15. Juni 1919 um 50 9 erhöht. 
Unterstützung der Angehörigen der wegen politischer Umtriebe verhafteten Per— 
sonen. Zufolge Min.Bektmchg. vom 28. Juni 10919 sind den Angehörigen von Personen, die 
sich wegen Beteiligung an politischen Umtrieben in Haft (Untersuchungs- oder Strafhaft) befinden 
oder etwa noch verhaftet werden, im Falle der Bedürftigkeit angemessene Beihilfen auf Rech— 
nung der Kriegsfürsorge zu gewähren. Hierbei sollen die Grundsätze des Familienunterstützungs- 
gesetzes sinngemäß Anwendung finden. 
Fürsorge für die Angehörigen der bei den politischen Unruhen Gefallenen. Nach 
Min.Entschließung vom 5. Juni 1019 erging Weisung, in notwendigen Fällen Fürsorge zu 
leisten, wobei zu unterscheiden sei zwischen 1. den auf Seite der Regierungstruppen Gefallenen, 
2. den zufällig getöteten Zivilpersonen und 3. den auf Seite der Aufrührer Gefallenen ein— 
schließlich der standrechtlich Erschossenen. Demzufolge hat der Stadtrat beschlossen, im Fallel 
die Unterstützung nach den Sätzen der Kriegsfürsorge für die Angehörigen von Kriegsteilnehmern, 
und in den Fällen 2 und 3 die Unterstützung nach den Sätzen der Kriegswohlfahrtspflege zu 
gewähren. Unterstützungen solcher Art wurden hier nicht in Anspruch genommen. — 
Familienunterstützung an Angehörige von Kriegsteilnehmern aus Elsaß-Lothringen. 
Mit Min.Bektmchg. vom 9. Januar 1919 wurde angeordnet, daß den nach Bayern verzogenen 
Angehörigen von elsaß—lothringischen Kriegsteilnehmern die Familienunterstützungen, soweit 
sie ihnen nach Maßgabe der geltenden Bestimmungen noch zustehen, von den Lieferungsverbänden 
der jetzigen Aufenthaltsorte gegen Rückersatz seitens des Reiches zu zahlen sind. 
Sonderfürsorge für Gewerbetreibende. Diese wurde ab 1. März 1919 aufgehoben, 
und die Mittelstandshilfe im erweiterten Sinne der. städtischen Darlehenskasse angegliedert. 
16. Hospital zum heiligen Geist. 
Belegungszahl.“ Im Heiliggeistspital sind z. Zt. 260 Pfründnerstellen vorhanden. 
Betrieb. Die Ernährungsschwierigkeiten sind infolge der allgemeinen Verhältnisse gegen— 
über den Vorjahren noch erheblich gestiegen. Anfang März 1020 hörte die Belieferung der Anstalt 
mit Weißbrot wegen Mangel an Weißmehl vollständig auf. Für die Magenkranken wird seitdem 
Zwieback verabreicht. Damit man die Versorgung der Insassen mit Fleisch etwas besser gestalten 
konnte, wurde bereits Ende des Jahres 1918 eine Schweinestallung eingerichtetund Schwein e—
	        
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