verinutet, daß sie, vor den Hunnen fliehend in die Gegend des heutigen
Nürnberg gelangt seien und hier eine Stadt gegründet hätten. Diese
Annahme schien um so glaublicher, als die Noriker in der Gewinnung
und Verarbeitung des Eisens eines großen Rufs genossen und man
dieselben Vorzüge, namentlich die Kunstfertigkeiten in Schmiedearbeiten
noch bei ihren späten Nachkommen wahrzunehmen glaubte. Auch wird
in einer Urkunde Rudolf's von Habsburg der Nürnberger Burggraf
ausdrücklich auf eine Abgabe von jeder Schmiede in der Stadt hin⸗
gewiesen, was auf eine gewisse Bedeutung der Schmiede zu deuten
scheint. Nun, Schmiede gibt es nach einem bekannten Liede auch in
dem kleinsten Dörfchen und daß die alten Noriker gerade den Nürn⸗
berger Boden, der wie an allen Metallen so auch an Eisen ganz arm
ist, so einladend zur Niederlassung gefunden hätten, ist nicht wahr⸗
scheinlich. Dazu läßt sich auch für diese Hypothese nicht die Spur
eines historischen Beweises beibringen, man müßte denn die Geschicht—
schreiber des Mittelalters zu Zeugen anrufen, die, schnell bereit, ein
ihnen unverständliches Wort durch gelehrte Reminiscenzen zu erklären,
keinen Anstand nehmen, Nürnberg mit “castrum Noricum“ oder mit
„eivitas montis Noricorum“ zu übersetzen.
Man kann nicht sagen, daß die wissenschaftliche Forschung unserer
Tage mit der Deutung des Namens viel mehr Glück gehabt habe.
Wenigstens hat sich bis jetzt noch keine einzige allgemeine Anerkennung
zu verschaffen gewußt. Als man sich dessen bewußt wurde, daß in der
Gegend um die Pegnitz und Rednitz einst Slaven gesessen hätten, ei—
Umstand, auf den wir unten noch zurückkommen werden, hat man
mehrfach versucht die dunkle Stammsilbe des Wortes aus dem slavischen
herznleiten. Nach einer einst beliebten Hypothese soll sie vom slavischen
norje, bergigt, oder von na-horu „auf dem Berge“ herkommen, so daß
also in verdoppelter slavisch-deutscher Benennung Nürnberg d. i. Norje-
Berg gleich Berg-⸗Berg zu setzen wäre. Andere sprechen die Vermutung
aus, daß man hier vielleicht einen slavischen Gott, den Nor oder Nuoro
hieß (von dem wir aber sonst nichts wifsen) verehrt hätte, da die ganze
Sage vom heiligen Sebald auf einen uralten hier eingebürgerten Kultus
hindeute, der höchst wahrscheinlich von den Heidebenkehrern in einen christ—
tichen umgewandelt wurde. In neuester Zeit hat Mehlis Nürnberg als
„Burg des Verstecks“, als „Zufluchtsort“ zu deuten gesucht, indem
aora im slavischen die Bedeutung von „Schlupfwinkel“, „Versteck“
habe. Er gibt damit dieselbe Ableitung, die für einen Ortsnamen in
der Eifel, auf die durch den römischen Kaiser Constantius im 4. Jahr⸗
hundert n. Ch. Slaven verpflanzt worden sein sollen, versucht wird.
Die dort liegende, z. Z. noch wohlerhalteue, hochragende Burg Nürburg