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rasch größere Ausdehnung gewann. Die „Neronesberger“ sollen als
Vasallen der Römer harte Kämpfe gegen die Goten und später gegen
Sachsen und Thüringer geführt haben, wobei der Ort mehrmals zer⸗
stört, immer aber wieder neu aufgebaut und stärker befestigt wurde.
Was die Chroniken zur Charakteristik der Neronesberger mitteilen, ist
nicht gerade als besonders schmeichelhaft für sie zu bezeichnen. Sie
sollen ein sehr ungebundenes Leben geführt haben, sich keinen Gesetzen
unterworfen und Wegelagerei getrieben haben. Erst später hätten sie
sich, von der Not gezwungen, in die sie durch das Andrängen der
deutschen Volksstämme gegen die römischen Kolonien gerieten, an Zucht
und Ordnung gewöhnt. Nach der völligen Vertreibung der Römer
soll der Ort unter die Herrschaft der fränkischen Könige gekommen sein
und durch Flüchtlinge aus den Donaugegenden, die die Überfälle der
Hunnen gegen Norden vertrieben, an Bevölkerung gewonnen haben.
So viel von der Sage, auf deren Widerlegung wir wohl nicht
näher einzugehen brauchen. Es läßt sich durchaus nicht geschichtlich
nachweisen, daß einer der römischen Heerzüge in die Gegend von Nürn—
berg vorgedrungen sei, wie sich denn auch in Nürnberg selbst und seiner
ganzen Umgebung nicht die geringste Spur einer römischen Ansiedlung
findet. Weit südlich von der Stadt, in der Gegend von Weissenburg
a. S. und im Altmühlgrunde stehen die Reste der „Teufelsmauer“,
des alten Limes romanus, der hier einst die Grenze römischer Herr—
schaft bezeichnete. Zwar noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahr—
hunderts hat der gelehrte Ratskonsulent von Wölckern auf umständ—
liche Art den Beweis zu führen gesucht, daß der sogenannte Heiden—
turm am Eingang zur Kaiserburg, an den sich die Margaretenkapelle
anschließt, einst ein Tempel der heidnischen Göttin der Jagd, der Diana,
gewesen sei. Er glaubte dies aus einigen an dem Turme angebrachten
angeblichen Hundegestalten schließen zu müssen, wie er auch von den
beiden männlichen Figuren den einen, der (nach ihm) eine Keule in der
Hand trägt, als Herkules, den andern als seinen Sohn Noricus (welchen
fabelhaften Gesellen man auch mit der Gründung der Stadt zusammen⸗
brachte) gedeutet wissen wollte. Der Kundige sieht auf den ersten Blick,
daß die Hundegestalten Wölckerns in der That Löwen vorstellen sollen
und daß die schon halbverwitterten, schwer erkennbaren sitzenden Figu—
ren vielleicht Heilige oder alte Könige aus Israel, wie sie der Geschmack
jener Zeiten anzubringen liebte, jedenfalls aber nicht heidnische Gott—
heiten zu bedeuten haben. Die Erbauung des durchaus romanischen
Turmes fällt auch nach dem Urteil von Sachverständigen nicht früher
als ins zwölfte Jahrhundert nach Christi. Nach ihrer Ansicht kann
auch der sogenannte fünfeckige Turm, „Altnürnberg“, wie er im späte⸗
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