aus dem Ansbacher Hofgarten mit einer Stichwunde in
der linken Brust zu seinen Pflegeeltern, den Lehrers-
eheleuten Meyer, heimeilte, als man an der von ihm be-
zeichneten Stelle des Hofgartens einen seidenen Beutel
fand, der einen in Spiegelschrift verfaßten Zettel rätsel-
haften Inhalts barg, als dann Kaspar am 17. Dezember,
seiner schweren Verletzung erlag — als sich diese Reihe
von Ereignissen abgewickelt hatte, da begannen auch
schon die bis heute dauernden Meinungsverschiedenheiten
über den Ursprung der verhängnisvollen Wunde. Eine
Waffe wurde am vermutlichen Tatort nicht gefunden.
Die sezierenden Ärzte stellten fest, daß Kaspar einer
mehrfach tödlichen Verletzung des Magens, des Herz-
beutels, des Herzens und des linken Leberlappens er-
legen, konnten sich aber nicht darüber einigen, ob
er von eigener oder ‚fremder Hand erstochen sei. Die
ausgedehnte gerichtliche Untersuchung verlief ergebnis-
los. Kaspar selbst hatte auf dem Totenbett ausgesagt,
daß er unter einem Vorwand in den Hofgarten be-
stellt, dort beim Spaziergang einen ihm fremden Mann
getroffen habe, der ihm mit der linken Hand den
bewußten Beutel überreicht und gleich darauf mit der
rechten zugestoßen habe.
So stehen die Dinge noch heute. Die Selbstmord-
theorie ist kaum ernsthaft verfochten worden und heute
fast ganz aufgegeben. Es bleibt die Wahl zwischen einer
vorsätzlichen Selbstverwundung, die versehentlich zu
schwer ausfiel, und einem Mord: für die erste hatte Kaspar
einige Veranlassung; er war unzufrieden mit seiner Lage,
es tat vielleicht not, das erlahmte Interesse an seiner Person
wieder zu beleben und vor allem Eindruck zu machen auf
den sehr skeptisch gewordenen Lord Stanhope, der kurz
darauf zu Besuch in Ansbach erwartet wurde. Sehr ernste
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