Volltext: In Memoriam Adolf Bartning

von Nürnberg. Für und wider diese Ansicht wird bis 
zum heutigen Tage leidenschaftlich gekämpft. Da ich 
nie Gelegenheit hatte, das Schloß zu sehen, enthalte ich 
mich jedes Urteils; die Meinung, die ich mir vielleicht ge- 
bildet habe, kann den Leser unmöglich interessieren, da 
ich sie nicht zu beweisen vermag. 
Daneben vollzieht sich mehr in der Stille eine For- 
schungsarbeit von unschätzbarem Wert. Dr. Hermann 
Pies in Saarbrücken hat es als Erster unternommen, aus 
den im Münchener Staatsarchiv liegenden 49 Bänden 
Hauserakten alles mit _diplomatischer Genauigkeit 
auszuziehen und zu veröffentlichen, was heute für die 
Forschung noch in Betracht kommt, verbunden mit zeit- 
genössischen Schriften: und Selbstzeugnissen Kaspars. 
Zwei Bände (bei Lutz) und eine kritische Arbeit (bei 
Schrag) sind bereits erschienen, ihre Fortsetzung ist uns 
versprochen. Während man früher ohne Kenntnis des 
Aktenstoffes fröhlich ins Blaue hinein schrieb oder dem 
Leser, je nachdem man Freund oder Gegner Hausers war, 
sorgfältig ausgewählte und zurechtgemachte Bruchstücke 
vorsetzte, wird künftig die ungeheuer mühsame, aber 
ebenso dankenswerte Arbeit von Dr. Pies die unentbehrliche 
Grundlage aller Untersuchungen bilden. 
Die älteren Forscher haben meist weniger über Hauser, 
als über anderer Leute Hauser-Bücher geschrieben, und 
zwar in Form einer nicht eben feinen Polemik, die 1887 
in dem unbeschreiblich gehässigen, mehr als 800 Seiten 
umfassenden Werke von der Lindes ihren nicht mehr zu 
überbietenden Gipfel erreicht hat. In die heutige Literatur 
rollt jener Sturm nur noch als mäßige Dünung hinein. 
Wenn unsere Meinungen auch ebenso auseinandergehen 
wie vor fünf Jahrzehnten, so halten wir uns deswegen 
doch nicht mehr für Trottel oder bezahlte Halunken. Weise 
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