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und darin liegt die Zukunft unserer ganzen Organisation. Daß diese
meine Vorschläge bisher nicht weiter berücksichtigt worden sind, ist be—
dauerlich; aber ich werde nunmehr in dieser Beziehung gern auch weitere
Vorschläge machen. Wir müssen unter allen Umständen durchsetzen, daß
wir eine Reichsamtsstelle bekommen, von welcher aus unfere ganzen
Mühlenangelegenheiten behandelt werden. Ich weiß allerdings, daß
manche Herren gegen eine solche Reichsamtsstelle sind; aber ich meine,
daß wir aus dem Vortrag des Herrn Schlueter denn doch ersehen haben,
wie notwendig bei unseren jetzigen Müllereiverhältnissen eine derartige
Einrichtung sein kann.
Herr Vorsitzender nvan den Wyngaert: Ich darf Ihre Dar—
legungen wohl so resumieren, daß Sie beañtragen, diese Vorschläge zu
weiterem Studium und zur Berücksichtigung dem Vorstand zu
überweisen.
Herr Moncke-Neubrandenburg: Ich möchte darauf hinweisen,
daß, wenn wir eine eigene Müllerschaftskammer erhielten, dies immer
noch nicht eine Trennung von den Handelskammern bedeuten würde.
Heute müssen wir außer zu den Handelskammern noch zu den Handwerks—
verbänden Beiträge leisten, aber noch fester ist unsere Verbindung mit
den Handelskammern; die meisten Müller betreiben neben der Muͤllerei
einen Handel mindestens mit Kleie, auch mit Korn, und es würde immer
die Folge bleiben, daß wir mehreren Kammern angehörten. Trotzdem
würde es sehr gut sein, wenn wir eine Müllerschaftskammer hätten;
zweifellos, aber ich glaube kaum, daß sie uns von den Regierungen kon—
zediert wird, weil die anderen Industrien dann mit demselben Verlangen
kommen würden, die Eisenindustriellen würden eine Kammer für Eisen—
industrie verlangen usp. (Zuruf: Mögen sie!, Aber dann würden wir
ja eine ganze Reihe von verschiedenen neuen Kammern bekommen.
(Zuruf: Schadet nichts!) Eine solche große Anderung in den Interessen—
vertretungen geht nicht durch.
Herr Dr. BHellnick-Leipzig: Gewiß! Es ist möglich, daß wir
solche verschiedene Kammern bekommen und daß diese dann gemein—
schaftlich zusammentreten, sodaß daraufhin eine weitere industrielle Or—
ganisation erfolgt. Ich glaube, daß wir auf diese Weise besser fort—
kommen, als wenn wir uns durch kleine Vereinigungen zerstückeln und
die Organisation des großen Ganzen auf unbestimmte Zeiten hinaus—
schieben.
Herr Moncke-Neubrandenburg: Nur noch ein Wort! Ich
glaube, wenn bei uns im Verband das Stimmrecht richtig verteilt ist,
dann ersetzt unser Verband die Müllerschaftskammer. Darum geht ja
mein Bestreben auf eine gerechte Verteilung des Stimmrechts, und die
ist leichter zu erreichen als die Schaffung einer neuen Kammer von
Staats wegen.
Herr Vorsitzender van den Wyngaert: Jedenfalls werden
wir die Bemerkungen des Herrn Moncke mit in Betracht ziehen bei der
Erwägung der Anträge des Herrn Generalsekretärs.
Wünscht noch jemand das Wort? — Herr Weyhmann!