Volltext: Stenographischer Bericht der 34ten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten zu Nürnberg vom 17. bis 20. Juni 1906 (34. (1906))

9* 
Herr Weyhmanu-Markkleeberg: Ich stehe auch, auf dem 
Standpunkt des Herrn Dr. Sellnick. Meiner Ansicht nach wird die Zu— 
kunft der Gewerbe in staatlich organisierten Ständevertretungen zu liegen 
haben. Die Müllerei ist groß genug, um über ihre eigenen Angelegen— 
heiten in der Hauptsache selbst zu befinden und dem Staate mit Vor— 
schlägen zu dienen. Wenn wir eine solche Müllerschaftskammer haben, 
ganz gleichgültig, wie ihre Kompetenzen bestimmt werden, dann können 
wir für unser Gewerbe entschieden noch mehr nutzen als in einzelnen 
Verbaͤnden, sobald wir staatliche Befugnisse haben; und solche zu erlangen, 
darauf muß unser ganzes Bestreben gerichtet sein. 
Herr Vorsitzender vnan den Wyngaert: Es hat sich niemand 
weiter zum Worte gemeldet. Ich richte an die Versammlung die Frage, 
ob sie mit dem Antrage Dr. Sellnick einverstanden ist. Diejenigen, 
die es sind, bitte ich die Hand zu erheben. (Geschieht. Große Mehr— 
heit! 
Wir kommen jetzt zum letzten Punkt der Tagesordnung, offene 
Fragen, und ich habe zu fragen, ob solche aus der Versammlung ge— 
stellt werden. Bis jetzt sind keine angemeldet. — Herr Direktor Fischer— 
Landshut! 
Herr Direktor Fischer-Landshut: Ich möchte nur eine kleine 
Anregung geben. In dem Kupee eines Eisenbahnwagens kam kürzlich 
das Gespräch auf Nahrungsmittelverfälschung und zwar aus Anlaß des 
traurigen Mainzer Falles, dessen Opfer hier in Nürnberg begraben liegen. 
Es wurde von allen möglichen Verfälschungen gesprochen, unter anderm 
auch von denjenigen des hauptsächlichsten Nahrungsmittels, des Mehls. 
Ich war da erstaunt zu hören — der betreffende Herr gehörte anscheinend 
den gebildeten Ständen an —, welche Ansichten in dieser Beziehung 
herrschen. Ich frug deshalb, woher der betreffende Herr seine Weisheit 
habe, und da kam er zunächst mit einem Zeitungsartikel, in dem es hieß, 
daß in einem kleinen Städtchen bei Florenz etwa 150 Personen durch 
genossenes Brot vergiftet worden seien. Es waren allerdings nur Ver— 
giftungserscheinungen leichterer Art; aber immerhin sollte konstatiert worden 
sein, daß das betreffende Brot durch Bleiweiß vergiftet war. Ich er— 
widerte, daß es sich danach um eine Brotvergiftung handle. Der Herr 
antwortete, es müsse wohl eine Mehlvergiftung vorausgegangen sein. 
Ich kann mich nun erinnern, früher gehört zu haben, daß Verfälschungen 
mit vegetabilischen Mitteln vorgekommen sind. Ich hatte seinerzeit 
auch etwas von Feldspat und dergleichen gehört. Aber aus meiner 
langjährigen Praxis war mir kein Fall bekannt geworden, daß, wie der 
Herr sagte, namentlich mineralische Stoffe zur Verfälschung von Mehl 
verwendet würden. Ich habe dagegen protestiert, aber er verwies auf die 
verschiedenen Lexika. Zu Hause nachsehend fand ich in der Tat in dem 
neuen Lexikon von Brockhaus, daß bei dem Artikel „Mehlfabrikation“, 
der offenbar von einem Fachmann geschrieben ist, folgendes stand. Es 
heißt dort und zwar ohne Ausnahme: „Die auf Gewichtsvermehrung be— 
rechneten Zusätze zu Mehl sind: Schwerspatpulver, schwefelsaurer Baryt, 
Gips, Kreide, Infusorienerde, kohlensaure Magnesia und hellfarbige Tone,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.