Volltext: Stenographischer Bericht der 34ten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten zu Nürnberg vom 17. bis 20. Juni 1906 (34. (1906))

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und lehrreiche Bild F gzmweinschaftlichen Ausstellung der Fabrikate vieler 
Mitglieder seines Verbandes. 
Mitdie Bilde der Vergangenheit und der Gegenwart, das sich vor 
meinem Geiste entrollt, treten aber nicht allein die Männer mir vor 
Augen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, sondern auch die Zeiten 
felbst, die sich besonders in den letzten Dezennien so gewaltig verändert 
haben, daß mancher sich darin nicht mehr zurecht finden kann. Beim 
Kachschlagen der Daten bezüglich des Bayerischen Zweigverbandes fielen 
mir unter anderem die Worte auf, die ich bei der Eröffnung der Aus— 
stellung im Jahre 1876 an den Herrn Regierungspräsidenten richtete. 
Sie laͤuteten: „Das Leben der Völker ist ein fortgesetzter Kampf, um zur 
Wahrheit zu dringen. Wenn einem jeden Jahrhundert, welches hinter uns 
liegt, ein besonderes Gebiet nachgewiesen werden kann, auf dem dieser 
Kampf geführt worden ist, so muß man auch schon der Jetztzeit ein 
gewisses Kennzeichen zusprechen: Das Jahrhundert, in welchem wir leben, 
scheint berufen zu sein, auf dem volkswirtschaftlichen Gebiete den Kampf 
zu führen und zum Lichte und zur Wahrheit zu leiten. Was wir auf 
diesem Gebiete bereits errungen — und ich glaube, wir können mit Stolz 
auf diese Errungenschaften zurückblicken —, verdanken wir dem Banner 
des Rechtes und der Freiheit, unter welchem das siegreiche Jahrhundert 
kämpft. Wir schulden es diesen Verbindungen vieler Männer zu einem 
Ziele, wir schulden es schöpferischen Gedanken, die der Gelegenheit ein 
Ziel, der Kraft einen Sporn geben. Es war ein solcher schöpferischer 
Fedanke, dem wir die Entstehung internationaler Weltausstellungen ver— 
danken.“ 
Wie aus diesen Worten hervorgeht, klang zu jener Zeit immer die 
Frage der Vervollkommnung der Technik heraus, trotzdem auch andere 
Fragen unser Gewerbe bewegten. Am meisten durch die Vervollkommnung 
unserer Mühleneinrichtungen glaubten wir den damals vom Auslande 
hereinbrechenden Wettbewerb auf deutscher Seite aufnehmen zu können 
und so die Gesundung unseres Gewerbes zu befestigen. Diese Vervoll— 
kommnung ist denn auch allgemein durchgeführt worden, sodaß die deutsche 
Müllerei schon lange qualitativ jeder auswärtigen Konkurrenz die Spitze 
bieten kann, wie dies in der hiesigen Ausstellung der bayrischen Müller 
in der Vorführung ihrer Fabrikate deutlich bewiesen wird. Leider hat 
aber diese Vervollkommnung auch dazu geführt, die Müller zu einer Über— 
produktion zu verleiten und in Verbindung mit dem Großkapital Mühlen 
von solchem Umfange hervorzurufen, die jeden soliden Wettbewerb in 
unserem eigenen Lande zugrunde richten. Hierdurch ist uns ein Kampf 
aufgedrängt worden, der leider nicht nur ein geistiger, sondern ein rein 
materieller ist, ein Kampf, bei dem es sich um die Existenz von Tausenden 
von Müllern handelt, die sich ihrer manchmal seit Jahrhunderten in der 
Familie befindlichen Mühle sicher glaubten. 
Neben dieser Frage gibt es noch viele andere, die unser Gewerbe 
nahe berühren. Einige derselben sollen heute besprochen werden, und wir 
freuen uns ganz besonders, daß folgende Herren: als Vertreter der Regierung 
Herr Ober-Regierungsrat Baron Dr. Müller-Ansbach, als Vertreter 
des Magistrats hiesiger Stadt Herr Rechtsrat Beckh, als Vertreter des
	        
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