2 J und lehrreiche Bild F gzmweinschaftlichen Ausstellung der Fabrikate vieler Mitglieder seines Verbandes. Mitdie Bilde der Vergangenheit und der Gegenwart, das sich vor meinem Geiste entrollt, treten aber nicht allein die Männer mir vor Augen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, sondern auch die Zeiten felbst, die sich besonders in den letzten Dezennien so gewaltig verändert haben, daß mancher sich darin nicht mehr zurecht finden kann. Beim Kachschlagen der Daten bezüglich des Bayerischen Zweigverbandes fielen mir unter anderem die Worte auf, die ich bei der Eröffnung der Aus— stellung im Jahre 1876 an den Herrn Regierungspräsidenten richtete. Sie laͤuteten: „Das Leben der Völker ist ein fortgesetzter Kampf, um zur Wahrheit zu dringen. Wenn einem jeden Jahrhundert, welches hinter uns liegt, ein besonderes Gebiet nachgewiesen werden kann, auf dem dieser Kampf geführt worden ist, so muß man auch schon der Jetztzeit ein gewisses Kennzeichen zusprechen: Das Jahrhundert, in welchem wir leben, scheint berufen zu sein, auf dem volkswirtschaftlichen Gebiete den Kampf zu führen und zum Lichte und zur Wahrheit zu leiten. Was wir auf diesem Gebiete bereits errungen — und ich glaube, wir können mit Stolz auf diese Errungenschaften zurückblicken —, verdanken wir dem Banner des Rechtes und der Freiheit, unter welchem das siegreiche Jahrhundert kämpft. Wir schulden es diesen Verbindungen vieler Männer zu einem Ziele, wir schulden es schöpferischen Gedanken, die der Gelegenheit ein Ziel, der Kraft einen Sporn geben. Es war ein solcher schöpferischer Fedanke, dem wir die Entstehung internationaler Weltausstellungen ver— danken.“ Wie aus diesen Worten hervorgeht, klang zu jener Zeit immer die Frage der Vervollkommnung der Technik heraus, trotzdem auch andere Fragen unser Gewerbe bewegten. Am meisten durch die Vervollkommnung unserer Mühleneinrichtungen glaubten wir den damals vom Auslande hereinbrechenden Wettbewerb auf deutscher Seite aufnehmen zu können und so die Gesundung unseres Gewerbes zu befestigen. Diese Vervoll— kommnung ist denn auch allgemein durchgeführt worden, sodaß die deutsche Müllerei schon lange qualitativ jeder auswärtigen Konkurrenz die Spitze bieten kann, wie dies in der hiesigen Ausstellung der bayrischen Müller in der Vorführung ihrer Fabrikate deutlich bewiesen wird. Leider hat aber diese Vervollkommnung auch dazu geführt, die Müller zu einer Über— produktion zu verleiten und in Verbindung mit dem Großkapital Mühlen von solchem Umfange hervorzurufen, die jeden soliden Wettbewerb in unserem eigenen Lande zugrunde richten. Hierdurch ist uns ein Kampf aufgedrängt worden, der leider nicht nur ein geistiger, sondern ein rein materieller ist, ein Kampf, bei dem es sich um die Existenz von Tausenden von Müllern handelt, die sich ihrer manchmal seit Jahrhunderten in der Familie befindlichen Mühle sicher glaubten. Neben dieser Frage gibt es noch viele andere, die unser Gewerbe nahe berühren. Einige derselben sollen heute besprochen werden, und wir freuen uns ganz besonders, daß folgende Herren: als Vertreter der Regierung Herr Ober-Regierungsrat Baron Dr. Müller-Ansbach, als Vertreter des Magistrats hiesiger Stadt Herr Rechtsrat Beckh, als Vertreter des