Volltext: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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Auge nicht trügt, — denn das andere haben mir die 
Schurken in Nürnberg herausgeschlagen — so seid 
Ihr ja die Tochter des Herrn Bürgermeisters von 
Grundherr?“ 
„Ich bin's!“ versetzte Margarethe. „Woher kennt 
Ihr mich?“ 
„Wer sollte Euch nicht kennen, mein schönes 
Fräulein?“ versetzte der Bettler schlau, „spricht man 
doch von Euch sechs Meilen in der Runde. Komme 
eben aus Nürnberg, wo ich mich seither versteckt auf— 
gehalten und wie ich so zum Thor herauswandele, 
ruft mir einer zu, der wahrscheinlich jetzt schon lange 
zwischen Himmel und Erde baumeln wird, denn der 
Stöcker war in seinem Geleit: „Heda Gesell! wenn 
Du gen Heideck ziehst, so nimm hier dies gülden 
Ringlein mit und sage meiner Braut, der —“ aber 
da riß ihn der Stöcker mit sich fort und er hatte 
kaum Zeit, mir das Reiflein hinüber auf die Straße 
zu werfen. Ich hob's auf und trug's hieher, weil 
ich aber nicht weiß, wen er gemeint hat und wer 
eigentlich seine Braut ist, so seid Ihr wohl so gut, 
es zu bestellen. 
„Gott! von Ludwig!“ rief Margarethe erbleichend, 
nachdem sie den Reif betrachtet. Es war ein Ver— 
lobungsring. 
„Sprecht, um Gotteswillen sprecht!“ rief Kunigunde 
weinend dazwischen, „ist es Wahrheit, daß der Ring 
aus seiner eigenen Hand kommt?“ 
„Aus seiner eigenen!“ versetzte der Bettler trocken. 
„Aber wo, sagt Ihr, daß mein Bruder sei?“ 
„Hier!“ antwortete der Entstellte, indem er Perücke 
und Pflaster abzog und die Geliebte in seine Arme schloß.
	        
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