Volltext: Martin Behaim, der erd- und himmelskundige Seefahrer

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auf das kleine Eiland St. Martin gebracht, das, zu der 
Gruppe der Scilly-Inseln gehörig, unfern der südwestlichen 
Küste von England liegt. Dort hatten die Piraten ihren 
Unterschlupf. Obwohl es kaum möglich gewesen wäre, 
ohne Schiff den Händen der Räuber zu entrinnen, wurden 
die erbeuteten Gefangenen doch noch zu größerer Sicher— 
heit in einem festen Kerker untergebracht. Man erlaubte 
ihnen, Briefe zu schreiben, durch welche das Lösegeld be— 
schafft werden sollte. Behaim wendete sich nur an seinen 
Schwiegervater in Fayal und nicht an den König, der— 
weil er glaubte, noch härtere Bedingungen auferlegt zu 
bekommen, wenn seine Feinde von der wichtigen Gesandt— 
schaft Kunde erhielten. 
Daß von Fayal trotzdem die Kunde seiner Gefangen— 
nahme nach Lissabon dringen würde, durfte er bestimmt 
voraussetzen. Welch ein Schicksalswechsel! Der vertraute 
Bote eines Königs an den deutschen Kaiser — und nun 
der Gefangene einer Räuberbande! 
Aber als der erste Schrecken, der ihn wie eine Art 
Betäubung überfallen, gewichen war, richtete Behaim sich 
auf. Er durfte und mochte nicht verzagen, denn ihn hielt 
und stützte das Vertrauen auf den lieben Herrgott, auf 
den Allmächtigen, der ihn unter der Glut des Aquators 
geschirmt hatte. Freilich sollte das Gewicht der Prüfungen 
noch schwerer werden; mit der bloßen Freiheitsberaubung 
sollte das Leid Behaims noch nicht den Gipfel erreicht 
haben. Kummer und Sorge, die dürftige Nahrung und 
der Mangel an frischer Luft, warfen den armen, hart 
geprüften Mann auf das Krankenlager und brachten ihn 
dem Tode nahe. Zwei volle Wochen lag er bewußtlos, 
ohne Unterlaß berichtete er in wirren Fieberreden von 
seinen Fahrten und Erlebnissen in der heißen Zone.
	        
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