185
ins Freie blickte, da erst wandte fich sein Geist
wieder der Gegenwart zu, er erinnerte sich der Be—
gegnung mit Anne, er dachte an sein Versprechen;
und seine Uhr zeigte ihm, daß er sich von den alten
Dingen trennen mußte. Er drehte sich zu seiner
Führerin um — jetzt erst schaute er sie mit wachen
Augen an.
Sie saß auf einer Stufe, scheinbar verdrossen
und gleichgültig.
„Fräulein, bitte —“ sprach Haßner sie an.
Rose schnellte auf und diese Bewegung offen—
barte dem Besucher die ganze Pracht des jungen
Körpers. Prüfend blieb sein Blick an ihr haften,
nun erst fiel ihm ein, daß er von der Turmrose
gehört, von dem verführerischsten Mädchen Nürnbergs
und von dem sprödesten zugleich.
Er trat auf fie zu. „Sie sind die Turmrose?“
Ihre Augen blitzten ihn an. „So hieß ich als
Kind.“
„In der Stadt heißen Sie noch so.“
„Es hat keiner das Recht.“ Wie ihre Augen
sprühten.
„Fräulein, haben Sie in der Burg noch weitere
Schätze?“
„Ja, Herr. Unten im Keller steht noch die
eiserne Jungfrau. Kommen Sie.“
„Heute nicht mehr, Fräulein, ich komme wieder.“
Haßner konnte die Augen nicht von der jungen
Pracht wenden. „Ich komme wieder — wollen
Sie mich jetzt herauslassen?“
Er trat auf Rose zu.
Da eilte sie mit den Schlüsseln klirrend die
Treppe hinab.
Haßner fühlte einen dumpfen Druck im Kopf