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unsere Notiz des D’ferseeer Memorbuches, sondern die eigene spätere
Verteidigung des Mainzer Rats: denn als 1447 Nov. 5 Erzbischof
Dietrich von Mainz sich darüber beschwerte, dass Bürgermeister
und Ral die Juden nicht nur ‘geschatzt und gedinget’, sondern “mit
egener Gewalt, Frevel und Mutwillen aus der Stadt vertrieben,
die Grabsteine vom Judenfriedhof genommen, diesen zu einem Wein-
garten (!) gemacht und die Steine zu einem Bau am Rhein wver-
wendet hätten, da gab der Rat 1444 Ffreimütig als Grund der
Siudenvertreibung an, dass die Juddischeit in der zit, als dieselbe
zu Mencze sesshaftig gewest ist, der heiligen Cristenheit zu
hoene, uns, den unsern und dem gemeinen lande zu schaden
mit wuchernemen viel ungepürlichkeit vorgenommen, be-
gangen und gethan hat, weshalb es Rat und Gemeinde woät
aichten bequeme, noch eben gewesen wäre, den Juden noch
länger Schutz zu gewähren; deren | Viederaufnahme liefe ganz
und gar Goltes “Ordnung und der heiligen Kirche Gesetzen ZUWÜdET,
wie ja die Scelsorger und Schriftgelehrten, namentlich Meister
Heinrich Kaldetsen, oftmals auf der Kanzel im Dom olme Miss-
Billigung des Erzbischofs gepredigt hätten (Städtechroniken XVII,
2, S. 166-767). Zur Mitwirkung der Geistlichkeit und zur Ver-
wendung der fudengrabsteine 791. die gleichen und gleichzeitigen
Vorgänge in Augsburg (Städtechroniken V, 162-163, 2377). Cber
Kalteisen, der 143789:39 nach Rom ging, und über seine Ansicht
betreffs der Juden siehe Stern, Urkundl. Beiträge über d. Stellung
d. Päpste zu d. Juden TI nr. 44. Der Sturz des bisherigen Mainzer
Rats Ende 1444 und die Ersetzung desselben durch das zünftische
Regiment war auch für die Juden von Nutzen. Gott Lab seinem
Volke Gunst in den Augen der Bürger‘, am St. Jacobstag 1{£5
wurden wieder die ersten Juden aufgenommen. Ein Zeit- vielleicht
Leidensgenosse hat den günstigen Umschwung der Verhältnisse im
Nürnberger Memorbuche verewigt; dieses muss sich damals schon
in Mainz befunden haben, Die betreffende Notiz ist gleichzeitig
odler bald darauf, jedenfalls vor der letzten Vertreibung (1470)
niedergeschrieben. Durch diese im Anfange des 15. Jahrhunderts
erfolgte Wanderung des Nürnberger Memorbuches nach Mainz
wird auch erklärlich, dass in dem heute wiederum in Mainz befind-
lichen. Manuscripte, sowie in dem Auszuge des Pferseeer Memor-
buches, Nürnberger Eintragungen des 15. Jahrhunderts, eloa ein