Volltext: Verwaltungsbericht der Stadt Nürnberg für das Jahr 1926/27 (1. April 1926 bis 31. März 1927) (1926/27 (1927))

Denkwürdige Vorfälle 
13. Oktober 1926. Kapeller, Friedrich, Dipl.-Ing., Oberstudiendirektor 
a. D. Kapeller wurde am 17. Juli 1855 in Regensburg geboren. Nach Absolvierung der Technischen 
Hochschule trat er im Jahre 1878 als Assistent in die mechanisch-technische Abteilung der Kgl. Kreis— 
realschule Würzburg ein. In den Jahren 1883 bis 1884 war er als Ingenieur bei der Firma Maffei— 
München tätig, im Oktober 1884 wurde er zum Professor und Vorstand der mechanisch-technischen Ab— 
teilung der Kgl. Industrieschule Nürnberg und im August 1900 zum Rektor dieser Schule ernannt. 
Mit seltener Tatkraft und zäher Ausdauer hat er die schwierigen Aufgaben, die sich ihm boten, gelöst. 
Unter seiner Leitung ist die Schule zu einer dreikursigen Anstalt ausgebaut und das alte Gebäude im 
Peunthof durch ein neuzeitlich eingerichtetes Schulgebäude ersetzt worden. Den seltenen Gaben 
Kapellers ist es gelungen, eine zweckentsprechende Anstalt erstehen zu lassen. Im Jahre 1904 wurde 
der Neubau in der Keßlerstraße bezogen, und als 1907 die Industrieschulen Bayerns aufgehoben 
wurden, wurde Kapeller Vorstand des neugegründeten Kgl. Technikums. Unter seiner zielbewußten 
und tatkräftigen Leitung entwickelte sich dieses zu einer der bedeutendsten höheren technischen Lehr— 
anstalten Deutschlands. In Anerkennung seiner großen Verdienste wurde Kapeller mit hohen Aus— 
zeichnungen bedacht. Als er am 1. Oktober 1920 in den Ruhestand trat, sah man ihn von Nürnberg 
uur ungern scheiden. Neben seinem unermüdlichen Wirken und Schaffen bekleidete er auch eine Reihe 
von Ehrenämtern, als Mitglied des Verwaltungsrates des Bayerischen Gewerbemuseums und zahl— 
reicher Stiftungen. Wiederholt war er Prüfungskommissär in technischen und schultechnischen Ange⸗ 
legenheiten. Daneben lieferte er fachwissenschaftliche Beiträge für die Zeitschrift des Vereins Deutscher 
Ingenieure sowie für Handbücher zum maschinentechnischen Unterricht. Kapeller hat ein volles 
Menschenalter in unserer Stadt segensreich gewirkt. Er starb in Regensburqg und wurde dortselbst am 
15. Oktober 1926 beerdigt. 
24. Oktober 1926 Sippel, Georg, OGkonomierat. Er wurde am 16. Juni 1867 in 
Buch geboren, wo er zuletzt Bürgermeister war. Er hat sich energisch gegen die am 1. Mai 1924 
erfolgte Eingemeindung von Buch und damit gegen die Aufgabe der gemeindlichen Selbständigkeit 
gesträubt, die insolge der Majorisierung durch die neuzeitliche Zusammensetzung der Gemeindever— 
waltung aber schließlich nicht mehr aufzuhalten war. In hohem Ansehen stand Sippel in der gesamten 
Landwirtschaft des Bezirkes und in der Verwaltung des Bezirkes Fürth-Land. Lange Zeit war er 
Bezirksvorsitzender, dessen erfahrener Rat auch im Distriktsrat maßgebend ins Gewicht fiel. Der Kreis— 
tag zählte ihn jahrzehntelang zu seinen hervorragenden Mitgliedern, er war auch Mitglied des 
ständigen Ausschusses desselben. Schmerzlich entbehrt auch der Landwirtschaftliche Zentralverein 
Fürth-Cadolzburg sein geistig äußerst lebendiges Mitglied; mit Georg Sippel ist ein erfahrener 
Förderer und Kenner der Landwirtschaft des gesamten Bezirks dahingegangen. 
5. November 1926 Marcus, Oskar, Bankier. Er wurde am 23. September 1845 in 
Posen geboren. Marcus ließ sich 1872 in Nürnberg nieder und ist der Gründer der hiesigen Bank— 
firma Oskar Marcus. Das Germanische Museum verdankt ihm wirksame Förderung; im Privat— 
musikverein war er jahrzehntelang Vorstandsmitglied. In den achtziger Jahren war der Verstorbene 
Mitgründer des Grund- und Hausbesitzervereins. Der kaufmännische Verein Merkur sowie die Gesell— 
schaft Phönix zählen ihn zu ihren geistigen Vätern. 
27. November 1926. Schwarz, Adolf, Kaufmann. Er wurde am 12. Januar 1856 in 
Egenhausen, B.⸗A. Uffenheim, geboren. Seit 1888 in Nürnberg ansässig, war er Mitinhaber der 
Firma Gebr. Schwarz, Hopfenhandlung in Nürnberg. Schwarz war nicht nur ein tüchtiger Geschäfts— 
mann, er hat sich auch trotz seines langjährigen leidenden Zustandes am öffentlichen Leben rege be— 
zeiligt. Er war ein verdientes Mitglied der früheren Freisinnigen und der späteren Deutsch— 
Demokratischen Partei. Schwarz hatte einen offenen und biederen Charakter und war dabei in 
seltenem Maße wohltätig. Er war Mitgründer und 1. Vorstand der Israeltischen Kinderheilanstalt 
Kissingen und hat als solcher sehr viel Gutes gewirkt. Schwarz war es auch, der dafür eintrat und es 
durchsetzte, daß in dieser aus ganz Deutschland besuchten Anstalt auch christliche Kinder untergebracht 
wurden und daß ihre Einrichtungen während des Krieges auch den Frontkämpfern zugute kamen. 
Ferner war Schwarz der eifrige und verständige Berater seines Oheims Lazarus Schwarz bei der 
Gründung des Israelitischen Altersheims Nurnberg. Adolf Schwarz hat dem Kuratorium dieser
	        
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