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aus verschiedenen Gründen, namentlich wegen der Vorurteile gegen die
Maschine selbst sowohl, als insbesondere gegen deutsches Fabrikat, dann
auch deshalb, weil das Bedürfnis noch nicht allgemein geweckt, die Maschine
auch noch zu kompliziert und teuer war, äusserst langsam. Erst in den
70ger Jahren traten mehr und mehr günstigere Verhältnisse auf, so dass
die Gesamtproduktion in Deutsahland bis Ende 1872 schon auf 300,000
Stück zu schätzen ist. Auf deutschem Boden sind eine Menge Verbesser-
ungen und Vereinfachungen an den Nähmaschinen entstanden, namentlich
auch ihre Vielseitigkeit vermehrt, und ihr Wirkungskreis vergrössert, so dass
nunmehr die deutschen Nähmaschinen den amerikanischen in keiner Beziehung
nachstehen, vielmehr sich denselben durchaus ebenbürtig zeigen und, da die Näh-
maschinenfabriken Deutschlands längst im Stande sind den deutschen Kon-
sum nicht nur zu decken sondern ausserdem nicht unerheblich zu exportieren,
so sollte man sich auch endlich im Publikum, gerade in diesem Falle mit
mehr Vertrauen dem deutschen Fabrikate zuwenden!
Die Landes-Ausstellung zeigte zwar nur die Nähmaschinen zweier
bayerischer Fabriken G. M. Pfaff und Gebr. Kayser, beide in Kaiserslautern,
wovon die erstere 1860 gegründet, 350 Arbeiter die zweite 1865 gegründet,
250 Arbeiter beschäftigt, beide Fabriken aber vertreten diesen Fabrikations-
zweig in bester Weise und zeigen sich höchst leistungsfähig, da sie zu-
sammen jährlich wohl 45,000 Nähmaschinen produzieren und zwar von
solcher Bauart, solchem Geschmack und solcher Ausführung, dass sie nichts
zu wünschen übrig lassen, und der Wunsch sich von den amerikanischen
Fabrikaten frei zu machen seine vollständige Begründung auch durch dieses
Fabrikat bayerischer Industrie erhält.
Il.. Gruppe.
Arbeiten aus Panier.
Von Egb. Hoyer, Professor der Technischen Hochschule in München.
Unser heutiges, aus feinen Fasern durch Verfilzung gebildetes Papier
hat seinen Namen von den Aegyptern, welche aus der Papyrus-Staude durch
Zerschneiden des Markes in dünne Streifen und Aufeinanderleimen dieser
Streifen zu grösseren Blättern Schreibblätter für ihre Gelehrten anfertigten;
es verdankt aber seine Entstehung den Chinesen, welche schon lange vor
unserer Zeitrechnung aus den Fasern der Baumwollstaude namentlich aber
des Papiermaulbeerbaumes und des Bambus Faser-Papier erzeugten. Wann
diese Kunst aus dem früher fast hermetisch abgeschlossenen Reiche des
Himmels nach aussen kam, ist schwer zu ermitteln: es scheint nur dass