Full text: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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da Papier und Buchdruck gegenseitige Ergänzungen sind. Begünstigt wurde 
der Papierverbrauch zugleich in hohem Grade durch die Reformation mit 
ihrer Masse von Flugschriften und dem geweckten Verlangen nach Bibeln 
und anderen Erbauungsbüchern. 
Um der stets wachsenden Nachfrage nach Papier Genüge zu leisten 
wurden naturgemäss neben der Erweiterung der Papiermühlen zugleich neue 
Fabrikationsmethoden und neue Fabrikationsmittel ausfindig gemacht, in 
Folge dessen die Fabrikation des Papiers mehrere sehr bemerkenswerte 
Perioden aufzuweisen hat. 
Hierher gehört zuerst die Einführung des Mahlens statt des Stampfens 
und des Mahlgeschirrs statt des Stampfgeschirrs Ende des 17. Jahrhunderts. 
Dies Geschirr, in Deutschland erfunden aber unbeachtet gelassen, von den 
Holländern aber gewürdigt und (1670) in Gebrauch genommen und dann 
später (etwa 1715) in Deutschland unter dem Namen „Holländisches Ge- 
schirr‘“ oder kurz „Holländer‘‘ nach und nach eingebürgert, dem Wesen 
nach noch heutigen Tages unverändert aus einer mit Messern versehenen 
Walze bestehend, welche die Hadern gegen andere Messer schiebt und so 
unaufhörlich zerreisst, vermag in gleicher Zeit viel mehr sog. Papierzeug 
herzustellen, als das Stampfwerk und daher die Vorbereitungsarbeiten wesent- 
lich zu beschleunigen. 
Eine andere Umwandlung beginnt mit der Entdeckung der Farben- 
zerstörenden Eigenschaften des Chlors durch den deutschen Chemiker Scheele 
(1774), und der Einführung der Chlorbleiche (1794). Durch dieses Bleich- 
mittel war es nämlich nicht allein erleichtert, den weissen Hadern die 
grösste Weisse zu erteilen, sondern zugleich erreicht, auch die gefärbten 
zu entfärben und für die Papierfabrikation geeignet zu machen, also die 
Rohmaterialmenge in erheblichster Weise zu vermehren. 
Der wichtigste Abschnitt wird jedoch durch die Erfindung der Papier- 
maschine bezeichnet, welche die sämtlichen Arbeiten des Handpapier- 
machers mit unglaublicher Genauigkeit und Geschwindigkeit ausführt und 
daher eine Vollständige Umwälzung in der Papierfabrikation hervorgerufen 
hat. Die Papiermaschine wurde von einem Franzosen Namens Robert (1796) 
erfunden, (1799) in Frankreich patentiert, (1804) von Donkin in England in 
zufriedenstellender Weise gebaut und darauf schnell verbreitet. 
In dieselbe Zeit fällt ferner eine Erfindung, welche ebenfalls von nicht 
geringer Bedeutung ist, da sie die Herstellung geleimter Papiere auf der 
Maschine ermöglicht, nämlich das Leimen im Zeug d. h. in der ungeschöpften 
Fasermasse. Vor dieser Erfindung war das Leimen nur in der Weise mög- 
lich, dass man das fertige Papier in eine Lösung von tierischem Leim mit 
einem Zusatz von Alaun tauchte und dann trocknete, denn die Versuche 
durch Zusatz einer solchen Lösung zum Zeug die Leimung zu bewirken 
waren sämtlich missglückt. Erst als der Papierfabrikant Jllig zu Erbach 
im Odenwald (1806) das Verfahren ausfindig gemacht hatte, die Leimung
	        
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