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da Papier und Buchdruck gegenseitige Ergänzungen sind. Begünstigt wurde
der Papierverbrauch zugleich in hohem Grade durch die Reformation mit
ihrer Masse von Flugschriften und dem geweckten Verlangen nach Bibeln
und anderen Erbauungsbüchern.
Um der stets wachsenden Nachfrage nach Papier Genüge zu leisten
wurden naturgemäss neben der Erweiterung der Papiermühlen zugleich neue
Fabrikationsmethoden und neue Fabrikationsmittel ausfindig gemacht, in
Folge dessen die Fabrikation des Papiers mehrere sehr bemerkenswerte
Perioden aufzuweisen hat.
Hierher gehört zuerst die Einführung des Mahlens statt des Stampfens
und des Mahlgeschirrs statt des Stampfgeschirrs Ende des 17. Jahrhunderts.
Dies Geschirr, in Deutschland erfunden aber unbeachtet gelassen, von den
Holländern aber gewürdigt und (1670) in Gebrauch genommen und dann
später (etwa 1715) in Deutschland unter dem Namen „Holländisches Ge-
schirr‘“ oder kurz „Holländer‘‘ nach und nach eingebürgert, dem Wesen
nach noch heutigen Tages unverändert aus einer mit Messern versehenen
Walze bestehend, welche die Hadern gegen andere Messer schiebt und so
unaufhörlich zerreisst, vermag in gleicher Zeit viel mehr sog. Papierzeug
herzustellen, als das Stampfwerk und daher die Vorbereitungsarbeiten wesent-
lich zu beschleunigen.
Eine andere Umwandlung beginnt mit der Entdeckung der Farben-
zerstörenden Eigenschaften des Chlors durch den deutschen Chemiker Scheele
(1774), und der Einführung der Chlorbleiche (1794). Durch dieses Bleich-
mittel war es nämlich nicht allein erleichtert, den weissen Hadern die
grösste Weisse zu erteilen, sondern zugleich erreicht, auch die gefärbten
zu entfärben und für die Papierfabrikation geeignet zu machen, also die
Rohmaterialmenge in erheblichster Weise zu vermehren.
Der wichtigste Abschnitt wird jedoch durch die Erfindung der Papier-
maschine bezeichnet, welche die sämtlichen Arbeiten des Handpapier-
machers mit unglaublicher Genauigkeit und Geschwindigkeit ausführt und
daher eine Vollständige Umwälzung in der Papierfabrikation hervorgerufen
hat. Die Papiermaschine wurde von einem Franzosen Namens Robert (1796)
erfunden, (1799) in Frankreich patentiert, (1804) von Donkin in England in
zufriedenstellender Weise gebaut und darauf schnell verbreitet.
In dieselbe Zeit fällt ferner eine Erfindung, welche ebenfalls von nicht
geringer Bedeutung ist, da sie die Herstellung geleimter Papiere auf der
Maschine ermöglicht, nämlich das Leimen im Zeug d. h. in der ungeschöpften
Fasermasse. Vor dieser Erfindung war das Leimen nur in der Weise mög-
lich, dass man das fertige Papier in eine Lösung von tierischem Leim mit
einem Zusatz von Alaun tauchte und dann trocknete, denn die Versuche
durch Zusatz einer solchen Lösung zum Zeug die Leimung zu bewirken
waren sämtlich missglückt. Erst als der Papierfabrikant Jllig zu Erbach
im Odenwald (1806) das Verfahren ausfindig gemacht hatte, die Leimung