und demnach an jeden Punkt des Radius der Scheiben d und d zu bringen
sind, so wird dadurch erreicht, dass die Geschwindigkeit des Drahtes oder
Gespinnstes während des Ganges zwischen 10 und 500 » per Minute variiert
werden kann.
10. Nähmaschine. Wenn schon in der ersten Hälfte unseres Jahr
hunderts das Bedürfnis vorhanden war, die Handnäherei durch Maschinen:
näherei zu ersetzen und in Folge dessen eine Menge von Versuchen ge
macht wurde eine Nähmaschine zu konstruieren, so kann man die Erfindung
derselben doch erst von dem Augenblicke an rechnen, als der Amerikaner
Howe (1845) auf den Gedanken kam, der Nadel das Oehr an der Spitze zu
geben. Dadurch entstand eine ganz neue Basis für die Erfinder, indem es
bei Anwendung dieser Nadel und ihrer kurzen Bewegung nicht mehr not-
wendig war, zur Bildung einer Naht den ganzen Garnvorrat, nebst Nadel
durch das zu nähende Zeug hindurch zu bringen. Auf dieser Basis bildeten
sich denn auch schnell Konstrukteure aus und unter diesen in erster Linie
Isaac Singer, der schon 1851 ein Patent auf eine Nähmaschine erwarb, die
in den Grundzügen die Einrichtung der Howe’s Maschine zeigte. Die grosse
Energie Singer’s und die schnelle Verbreitung seines Namens schaffte ihm
bald Geltung und Uebergewicht, und so entstand die ‚„Singer-Nähmaschinen-
Fabrik‘ als die erste dieser Art (1853). Gleichzeitig mit Singer, der zum
Durchbringen des zweiten, Naht bildenden Fadens eine kleine Weberschütze
(Schiffchen) benutzte, traten dann Wheeler und Wilson (1851), sowie Grover
und Baker (1851), die ersteren mit den sog. Greifern, die letzteren mit
einem eigentümlich geformten um eine vertikale Achse schwingenden Haken
zur Bildung des sog. Doppelkettenstichs, und später Wilcox und Gibbs (1860)
mit einem drehenden Haken zur Bildung des Kettenstichs auf. Von diesen
zugleich vier Systeme bildenden Nähmaschinen haben diejenigen von Singer
und von Wheeler-Wilson sich am schnellsten und umfangreichsten einge-
bürgert, wie daraus hervorgeht, dass die „Singer-Manufaktur‘“ im Jahre 1874
nicht weniger als 241,679 und Wheeler-Wilson 92,827 Nähmaschinen fabri
zierte. Am vielseitigsten in ihrer Anwendung zeigt sich übrigens die
Schiffchenmaschine, da sie für alle Arbeiten brauchbar ist, während die
Greifermaschine sich nur für leichtere Arbeit eignet; deshalb ist die Schiff
chenmaschine nicht nur allgemeiner in Gebrauch gekommen, sondern auch
am vollkommensten ausgebildet.
Zwischen der Zeit, in welcher die Nähmaschine in Deutschland noch
als Kuriosum auf Jahrmärkten gezeigt wurde, und heute liegt kaum mehr als
ein viertel Jahrhundert, und doch hat diese Maschine schon eine Macht ent-
faltet, wie wohl kaum eine andere, denn in welchem Hause fehlt jetzt wohl
eine Nähmaschine? — In demselben Masse ist aber auch die Nähmaschinen
Fabrikation in Deutschland fortgeschritten. Der Bau dieser Maschinen be
gyann in Deutschland (1854) in Berlin und Leipzig, entwickelte sich aber