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Wünsche sah man in Berlin auch jetzt erst nach längerer
Ungewissheit und mehrfachem Schwanken ein.! Der
russisch-französische Vorschlag hätte, wenn er sich aufrecht
erhalten liess, in Nordwestdeutschland eine Aenderung zu
Gunsten des Königs zur Folge gehabt, die nach der Aus-
breitung der Republik bis zum Rhein von höchstem Werte
war, Bei Friedrich Wilhelm war die Furcht vor einem
Kampfe mit dem König von Grossbritannien bestimmend.
Es dünkte ihm möglich, dass derselbe die Besitznahme von
Hannover mit der Kriegserklärung beantworte.®? So trat
Preussen wieder dem Gedanken einer westfälischen Ent-
schädigung näher.* Hannover wie die übrigen Lande jener
Gegenden hatten dann kaum eine andere Wahl als den
Anschluss an den Nachbarstaat.
Für Russland war die gleichzeitige Gegnerschaft gegen
England und Frankreich mit zu vielen Gefahren verknüpft,
als dass sie praktische Ergebnisse verhiess. Ein Zug nach
Indien war zu kostspielig, das Gelingen von so vielen Zu-
fällen abhängig. Der Traum einer Zarenherrschaft im
Mittelmeer baute sich, nachdem Malta von den Engländern
überwältigt war und diese, ohne dass man ihnen beikommen
konnte, die Herausgabe verweigerten, so durchaus auf
nichts auf — nur die jonischen Inseln waren noch von den
Russen besetzt —, dass Alexander I., der im März 1801 dem
ermordeten Paul folgte, dessen Mittelmeerplänen Lebewohl
sagte. Damit fehlte jeder Anlass zu weiterer Feindseligkeit
ı. Erst in der Denkschrift von Haugw. vom 21. Aug. 1801
wird die Hoffnung auf fränkische Entschädigung, aber auch noch
nicht vollständig, aufgegeben (Bailleu II, 55). Ein Reskript an
Lucchesini d, d. Berlin 10. Juli 1801 hatte Franken noch neben
Westfalen genannt (ebda II, 50).
2. Bailleu II, XVII ff., 35, 41 ff., 50. — Thiers 11, 345; Häusser
IL, 356; Ranke I, 447.
3. S. auch den ‚Privatbrief von Haugw. an Hard. d. d. Berlin
1, Sept. 1801; R, XI. 25 B.