Metadaten: Alt-Nürnberg

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feststellen wollte. Nichts lag den glaubenseifrigen Menschen des 16. 
Jahrhunderts ferner als der Gedanke allgemeiner Gewissensfreiheit 
und gegenseitiger Duldung. Durch jenen Religionsfrieden wurden 
nur die Reichsstände als solche unbeschadet ihrer Religionsverschiedenheit 
unter einander friedlich vertragen, dabei blieb es aber jedem einzelnen 
Reichsstand überlassen, seine Unterthanen und Bürger hiinsichtlich 
ihres Glaubens nach Gutdünken zu behandeln oder auch zu miß— 
handeln. Nur für die beim Abschlusse des Religionsfriedens in den 
geistlichen Herrschaften schon vorhandenen Protestanten war Duldung 
und für die zu demselben Zeitpunkte in den Reichsstädten bestehenden 
Konfessionsverhältnisse war deren Fortbestand ausbedungen. In 
allen. übrigen Staaten und Städten des Reichs wurde von den 
Fürsten und Obrigkeiten den Bekennern des von dem ihrigen ab— 
weichenden Glaubens ganz gesetzmäßig nicht bloß Religionsfreiheit, 
sondern auch Religionsduldung versagt. Die beiden Parteien be— 
harrten auf dem Recht der gegenseitigen Ausschließung, am häufigsten 
aber fielen die Protestanten in die Inkonsequenz, für sich die Duld— 
ung zu fordern, die sie anderen verweigerten und sich über dieselben 
Bedrückungen zu beklagen, welche sie da, wo sie die Macht hatten, 
andere fühlen ließen. Daß unter solchen Umständen die Religions— 
beschwerden ein stehendes Kapitel auf den Reichstagen bildeten, kann 
nicht Wunder nehmen. 
Noch schlimmer wurde es, als die Jesuiten im Reich Eingang 
gefunden und sich allmählich im Vaterlande Luthers und seiner Re— 
formation ausbreiteten. Höchst unscheinbar waren die Anfänge ihrer 
Wirksamkeit, sobald sie aber an einigen Punkten, in Bayern, Mainz, 
Fulda, festen Fuß gefaßt, waren ihnen die erstaunlichsten Erfolge 
sicher. Nach kurzer Zeit gehörten ihnen die theologischen Lehrstühle 
an den Universitäten, waren sie Leiter von Unterrichts-— und Er— 
ziehungsanstalten, welchen die Jugend der Vornehmen zuströmte, 
hatten sie sich heimisch gemacht an den Höfen und bald gab es in 
Deutschland keinen katholischen Fürsten, der nicht einen Jesuiten 
zum Beichtvater gehabt hätte. Um den im schärfsten Gegensatz zum 
Protestantismus stehenden Geist des Jesuitenordens in die weitesten 
Kreise hinüber zu leiten, wurden die marianischen Bruderschaften ge— 
gründet und dafür, daß es der zur Bekämpfung des Protestantismus 
aufgebotenen geistlichen Streitmacht niemals an Nachschub frischer 
Kräfte fehle, sorgte in ausgiebiger Weise das dem Jesuitenorden 
unterstehende Collegium germanicum, das Kadettenhaus des Ordens 
in Rom. Der um die Mitte des Jahrhunderts überall siegreich 
vordringende Protestantismus sah sich zuerst zum Stillstand, dann 
zur Verteidigung manches gewonnenen Terrains gezwungen und 
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