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Behaims Herr ließ eben in ein Schiff niederländische
und englische Tuche verladen, die für die portugiesische
Hauptstadt bestimmt waren. Das leere Schiff sollte Sei—
denzeuge und Pfeffer, der dazumal einen sehr bedeutenden
Handelsartikel bildete, wieder nach der Schelde heimführen.
Dazu bedurfte der Prinzipal eines zuverlässigen Vermittlers
für Lissabon. Hoch schlug dem Martin Behaim das Herz,
als er gefragt wurde, ob er selbst dieser Vermittler des
Hauses Häberlin sein wolle, und freudig schlug er ein in
die Hand seines Herrn. Der Traum seiner Jugendjahre,
auch einmal fremde Länder zu sehen, sollte beginnen, sich
zu erfüllen. Was bedurfte es langer Vorbereitungen?
Ein paar Briefe an die Mutter und den Oheim Leon⸗
hard nach Nürnberg gerichtet, wurden noch selbigen Tages
geschrieben, und noch ehe eine Woche abgelaufen war, ging's
aus der Schelde in die Nordsee, darauf durch das Ärmelmeer
in den großen Atlantischen Ocean.
Diese erste Seereise nach Lissabon ist für Behaim
nach mehreren Richtungen hin von hoher Bedeutung ge—
wesen. Zunächst nützte er viele freie Stunden dazu, sich
den Gebrauch der portugiesischen Sprache noch geläufiger
anzueignen, um an Ort und Stelle nicht auf die Zunge
eines Dolmetschers angewiesen zu sein. Zum andern ver⸗
vollkommnete er seine Kenntnifse in der Schiffskunde und
Segelkunst. Im Mastkorbe wie am Steuer, auf der
Kommandobrücke wie in der Kajüte des Kapitäns suchte
er Belehrung, so daß er nach Schluß der Reise schon einen
tüchtigen Matrosen oder wohl gar Steuermann hätte ab⸗
geben können. Sorgfältig studierte er dabei den Lauf
von Sonne, Mond und Sternen, und verzeichnete die
Ergebnisse gewissenhaft in einem Tagebuche. Wahrhafte
Erholungsstunden brachte ihm der rege Verkehr mit Herrn