Object: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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Leistung dieser Firma. Eingangs erwähnte 6 Spinnereien haben zusammen 
12,500 Spindeln, 3 davon sind mit mechanischer Weberei verbunden und 
beschäftigen 110 mechanische Webestühle. 
Das Anlagekapital der Leinen-Spinnereien stellt sich per Spindel] 
wesentlich höher, als bei Baumwoll-Spinnereien und dürfte dasselbe bei den 
genannten Spinnereien ca 3 Millionen Mark betragen. 
Ebenso ist der Kraftbedarf grösser, denn man rechnet für ca. 20-—95 
Spindeln inkl. Vorbereitungs-Maschinen eine Pferdekraft. 
Die geschäftliche Situation der Leinen-Industrie, speziell diejenige der 
Leinen-Spinnerei, ist seit Einführung des Schutzzolles besser geworden. In 
höchster Blüte standen die Leinen-Spinnereien zur Zeit des amerikanischen 
Secessionskrieges. 
Die falsche Voraussetzung, dass die Freigebung der Sklaven den 
ausgedehnten Baumwollbau unmöglich mache, war die Veranlassung, dass 
die Leinen-Industriellen ihre Etablissements weit über den Normalbedarf 
vergrösserten und ausserdem noch eine grosse Anzahl neuer Spinnereien 
entstanden. Die traurige Rückwirkung dieser falschen Voraussetzung blieb 
nicht aus; denn es stellte sich bald heraus, dass durch obiges- Vorgehen 
in der Leinen-Industrie eine bedeutende Ueberproduktion herbeigeführt 
worden war. Dadurch gestaltete sich die geschäftliche Situation der Leinen- 
Spinnereien sehr ungünstig, und die frühere Zollpolitik trug viel dazu bei. 
dass jahrelang dieser Industriezweig schwere Zeiten durchzukämpfen hatte. 
Für die bayerische Leinen-Industrie im allgemeinen, besonders aber 
für die mechanischen Spinnereien und Webereien, wäre es wünschenswert. 
wenn denselben Gelegenheit geboten wäre, sich an den Militär-Lieferungen 
für Leinenwaren zu beteiligen, wie das besonders bei den schlesischen 
Industriellen der Fall ist. Diese Lieferungen sind aber hier meistens in 
den Händen des Zwischenhändlers, der, vielleicht einige wenige Handstühle 
beschäftigend, sich die Ware aus Gegenden zu verschaffen weiss, die durch 
ausserordentlich billige Arbeitskräfte auch billizgere Ware zu liefern in der 
Lage sind. Ob indessen diese billige Ware trotz strenger Vorschriften dem 
Zweck immer entspricht, ist sehr fraglich; denn die Qualität des Roh 
materials, hier Leinengarn, ist so verschieden, dass dem Zwischenhändler 
ein grosses Feld für seine Einkäufe offen steht. 
Ganz besonders zahlreich und in vorzüglicher Weise waren die Seiler- 
waren in der Nürnberger Ausstellung vertreten. 
Die Handseilereien haben mit ihrer Ausstellung bewiesen, dass dieser 
Gewerbezweig auf einer hohen Stufe der Vollendung in Bayern steht. Die 
ausgestellten Seile, die bis zu bedeutenden Dimensionen vorhanden, waren 
meist. rein und mit grossem Fleisse gearbeitet. 
Besonders reichhaltig und schön waren die ausgestellten Seilerwaren 
von J. A. Huber & Söhne in Rosenheim. Hervorragende Leistungen in 
jeder Richtung hatte die Bindfaden-Fabrik Immenstadt ausgestellt. Diese 
SATTE 
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