Objekt: Der Reichsstadt Nürnberg geschichtlicher Entwicklungsgang

Nürnberg eine römische Anlage, hat sich bis in unsere Tage er- 
halten. Während man im 15. Jahrhundert und später den sogenannten 
Heidenturm der Burg, der in seinen untern Stockwerken die Chöre 
der Doppelkapelle umschliesst, als ein Römerbauwerk ansprach und 
ihn insbesondere wegen der auf der Ostseite eingemauerten bis zur 
Unkenntlichkeit verwitterten Steinbilder für einen Tempel der Diana 
ausgab, wurde späterhin dem fünfeckigen Turm, der im Mittelalter 
den Namen „Altnürnberg“ führte, die Rolle eines römischen Be- 
festigungsturms , eines die Gegend beherrschenden römischen Wart- 
turms zugeteilt. Noch heutigen Tages wird diese Ansicht allen 
Ernstes verfochten. Andere sind der Meinung, Nürnberg sei eine 
slavische Gründung und auch der Name slavischen Ursprungs, der 
nichts anderes bedeute, als „Stadt des Versteckes“, wo einst „ein 
slavischer Volksstamm sein Wesen trieb, den aus der sandigern 
Ebene herausragenden Fels befestigte und als sicheren Rückzugs- 
platz und Schlupfwinkel benutzte“. Die ganze Gegend um Nürn- 
berg und besonders das Knoblauchsland auf der Nordseite der Stadt 
nach Erlangen hin soll von slavischen Ansiedlern dem Walde ab- 
gerungen und der ursprünglich dürre, sandige Waldboden von ihren 
feissigen Händen zu einem Ackerland von höchster Fruchtbarkeit 
umgewandelt worden sein. 
Dem ist nur entgegenzuhalten, dass die Geschichte davon keine 
Kunde auf uns gebracht hat. Wohl ist es erwiesen, dass schon 
im 8. Jahrhundert die Slaven von Böhmen aus die Gegenden am 
oberen Main und an der Rednitz überflutet haben. Zur Bekehrung 
dieser Rednitzwenden hatte schon Karl der Grosse 14 Kirchen 
erbaut, sie mit Grundbesitz ausgestattet, ihnen die bereits von 
Bonifaz erhobene Steuer überwiesen und die Immunität der Würz- 
burger Kirche über sie ausgedehnt. Seine Nachfolger setzten das 
Bekehrungswerk fort. Bis an das alte Nürnberger Waldgebiet er- 
streckte sich diese wendische Bevölkerung. An der unteren Regnitz 
sitzen die Slaven dichtgedrängt und haben sich bis an die Schwabach 
vorgeschoben , auf deren rechter Seite Ortschaften wie Sieglitzhof, 
Atlitz, Dormitz, Etlaswind, Hetzlas u. a. den slavischen Ursprung 
nicht verleugnen können. Aber wo sind auf der anderen Seite des 
nördlichen Grenzflüsschens des alten Nürnberger Waldgebietes — 
der Schwabach — die Namen, welche auf slavische Ansiedelung 
hinwiesen? Samt und sonders lassen sie sich auf deutsche Wort- 
stämme zurückführen. Im Knoblauchsland geht eine ganze Reihe
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.