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Jese Frucht wird von denen Einwohnern am Gard⸗See ge⸗
nannt la fraga Imperiale, weil sie einer rechten wahren Erd⸗
beer gleich siehet / an der Farb hoch Scharlach / traͤgt auch also
seinen Sgamen / der an den Beeren ist / doch hat sie einen
andern Geschmack / und so man deren zu viel geniesset / sollen
sie den Kopff doblicht machen. Diese Frucht ist nicht / wie
andere gemeine Erdbeere / der Faulung unterworffen / sondern
sie trocknet endlich aus / wird sech duͤrr / verlieret ihre schoͤne hohe Farbe /
und wird braͤunlicht. Wann sie frisch ist / lassen sie sich lang und weit fuͤh⸗
ren / wie sie dann hiß drey in vier Wochen lang dauret / und noch frisch ankom⸗
met / wie ich es wuͤrcklich selbst erfahren. Die Frucht laͤsset sich in Geschirren /
wie ein Baum / ziehen / dessen Blaͤtter gleichen fast den Lorbeer⸗Blaͤttern / wann
sie in der Erden stehen / wie in Italien / wachsen sie hoch und dick / wie andere
Stauden⸗Gewaͤchse / von der Erden auf. In dem Gebuͤrg bey Padoua sollten
diese Fruͤchte haͤuffig wachsen / aber in der Ebne findet man keine / und ob man
schon allda einige mit Wurtzeln und der Erden ausgegraben / und in der Nahe
wiederum in den Erdboden gesetzet / haben sie doch nicht anschlagen wollen. Am
Gard⸗See findet man sie nur in zweyen Gaͤrten / nemlich in dem Garten des
Hertzogs von Mantoua, welcher aber bey jetzigen Kriegs⸗Zeiten von den Teut⸗
schen ist verheeret worden; die andere aber ist gestanden in dem Garten des
Herrn Graffen Camillo Martinenghi, welcher vermuthlich noch stehet/ von wel⸗
chem / aus sonderbarer Gnade / den Baum / den ich habe / vor etlich Jahren he⸗
kommen / dieweil hoch verbotten / keine Zweiglein davon abzuziehen. Sie ste⸗
hen aber ausser denen Pomerantzen⸗Gaͤrten / und dauren daselbst also den Win⸗
ler durch / in dem Herbst faͤnget die Staude an / ihre Bluͤhe allgemach anzuse⸗
hen / und hangen selbige Schoͤßlein allezeit unter sich / biß gegen dem Winter
die Bluhe voͤllig hervor tommt / welche gantz weiß / und denen Mayen⸗Bluͤm⸗
lein gar ahnlich ist: Ich habe diesen Stock in Erdboden ins Pomerantzen⸗
in gesetzt / welcher daselbst wol angeschlagen / und den Binter durch voller
Siůhe isr/ doch habe noch keine Frucht davon bekommen koͤnnen / welches hie
u Land schwer zuweg zu bringen seyn wird / dann wann gegen dem Fruͤhling /
Nen Baumen etwas mehrern Lufft gegeben / so haben sie angefangen theils Bluͤhe
gantz fallen zu lassen / theils an den Baͤumen zu verdorren. In Holland / auch
zu Hamurg sollen / dem Vernehmen nach / auch dergleichen Arten zu fin⸗
den schn / daß sie aber Fruͤchte berommen haͤtten / ist mir
zur Zeit unbewust.
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PISTA-