>
Abschreiber von B. mit übernommen hätte. Dagegen aber scheint das Alter der
Schrift zu sprechen: B. macht einen älteren Eindruck als N. Da es sich indessen
ıur um einige Jahrzehnte handeln kann, da wir aber das Alter des Abschreibers
nicht kennen, so lässt sich bestimmtes hierüber nicht sagen. Denn auch heute noch
hat ein Schreiber von 60 Jahren naturgemäss einen ganz anderen Ductus als ein
solcher von 20. Wir müssen uns also vorläufig mit dem Resultate begnügen, dass
die Abschriften nicht von dem Originale genommen sind. Damit aber ist auch die
Hypothese, dass wir in B. die Hauersche Abschrift vor uns haben, gefallen, zumal
auch ein Vergleich mit authentischen Hauerschen Schriften ergab, dass Hauer eine
ganz andere, kleinere und zierlichere Hand schrieb, An sich bleibt natürlich die
Bamberger Abschrift, schon ihrer grösseren Vollständigkeit wegen, unbedingt die
wertvollere.
Die Zeichnungen des Mantels fehlen der Hs. N.; die Striche, welche angeben,
wie oft Dürer bei einer Person gespeist hat etc, sind meist durch Ziffern wieder-
gegeben. Am Schlusse hat N. in Fraktur folgenden Satz: „Dieser sind der Reisen,
die Albrecht Dürer gethan hat, damit sein Weib in Niederlanden gewesen und
von Kaiser Konig und Fürsten grosse Ehr und geneigten Willen empfangen hat,
wie hierin zu sehen und zu hören ist.“
Die auf ‚der, Stadtbibliothek befindlichen Dürer - Handschriften .sind im All-
‚emeinen bekannt. Erwähnt sei hier nur, dass sich. in dem Bande, welcher
Neudörffers ‘ Nachrichten etc. enthält, und der von Lochner benutzt wurde, ein-
zeschoben auch Dürers Familienchronik befindet, zu den beiden bisher bekannten
also die dritte, welche allerdings nur geringe Verbesserungen ermöglicht, immerhin
aber wertvoll ist, da sie nicht auf dieselbe Vorlage, wie die beiden bekannten,
zurückgeht. Sie trägt in roter Tinte die Überschrift: „Dieses Dürerische Manuskript
hat wieder abkopirt Herr Nikolaus Helfreich mit eigener Hand incl. Wappensmalung,
ınd nach diesen verbotene auch ein anderer Anonymus.“ Die Handschrift stammt
nicht, wie Lochner angibt, aus dem Ende des 16. oder dem Anfange des 17. Jahr-
1 underts, sondern aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die letzte Tahreszahl. welche
sie enthält, ist 1677.
Zu wenig sind bisher die Entwürfe Dürers zur Proportionslehre, zum projek-
tierten Malerbuche und zur Unterweisung der Messung, die sich mit in dem Sammel-
vande, welcher das druckfertige Manuskript zu einem Teile des 2., 3. und 4. Buches
der Proportionslehre enthält, befinden, berücksichtigt worden. Es ist deshalb in
ler schon erwähnten Ausgabe von Dürers schriftlichem Nachlass auf Anregung des
Herrn Professor Lange darauf besonders Rücksicht genommen, da gerade diese
Entwürfe in Verbindung mit den in London befindlichen auf den Entwickelungs-
gang Dürers, auf seine Kunstanschauung und die allmählige Ausbildung und Ver-
vollkommnung derselben, ein helles Licht. werfen und wohl im Stande sein dürften,
zur weiteren Klärung der Meinungen und Urteile über den Meister und seine
Schöpfungen beizutragen.
Ausser den Dürerschen Handschriften — den sieben Briefen an Pirkheimer
und den in dem eben erwähnten Sammelbande enthaltenen — und den Abschriften
der Familienchronik besitzt die Stadtbibliothek noch eine Reihe von älteren Dürer-
Biographien, die. einmal für die Geschichte der Dürerforschung von Interesse sind,
andererseits aber uns Aufschluss geben, was wir von den auf Dürer bezüglichen
Traditionen zu halten haben. Neudörffer bereits war ungenau über Dürers Leben