Volltext: Zu Nürnberg

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schönste, reinste Blüten waren grausam geknickt, mein Glaube, 
meine Liebe verloren! — Lassen Sie mich über alles Weitere 
schweigen. Es war eine zu schwere, trostlose Zeit. Selbst mein 
„studium ward mir zum Ekel. Ich promovierte nicht — ich 
haßte die Medizin — ich sattelte um, studierte Rechte und wurde 
Jurist. — 
Sehen Sie, das waren harte, bittere Erfahrungen für einen 
nenschengläubigen, warmherzigen Idealisten, der ich war!“ 
Er sieht nicht, daß große Thränen das Frauenantlitz netzen. 
Im Nebenzimmer läßt sich das Mädchen vernehmen: „Es 
ist nicht wahr! Er hat's nicht gethan! nicht wahr! nicht wahr! 
Ich bin's gewesen!“ 
„Sehen Sie wohl,“ sagt Dr. K., „da haben wir bereits 
die Fieberphantasien!“ 
Die beiden Pfleger beugen sich über das arme, besinnungs— 
lose Geschöpf. Was mag den gequälten Geist beschäftigen? 
Eis wird auf die Stirne gelegt, die Fieberglut der Lippen 
durch erfrischende Getränke gemildert. — Sie wird wieder 
ruhiger. — Die beiden Samariter nehmen den Platz zur Seite 
des Lagers ein. Sie führen ihr Gespräch mit gedämpfter 
Stimme weiter. 
Da sie mich soweit eingeweiht haben, erzählen Sie mir 
auch, wie kamen Sie zu Ihrer Frau? — nach diesen traurigen 
Erfahrungen . . . ?“ Hatten Sie noch den Mut, wieder einem 
veiblichen Wesen vertrauensvoll zu nahen 7“ 
„Ja, wie ich zu meiner Frau kam?“ — Das ist eine Frage, 
über deren Beantwortung ich heute vor Ihrem klaren Auge 
schamrot werde. In freventlicher Vermessenheit unterfing ich 
nich damals mit den heiligsten Gefühlen zu spielen! Sie, mit 
Ihrem edlen, reinen Gemüte werden ein derartiges Vorgehen 
nicht fassen, nicht verstehen können, Sie werden mich vielleicht 
deshalb verachten! Und sehen Sie, das ertrüge ich nicht!“ — 
„Sie verachten? — „Tout comprendre, c'est tout 
pardonner!“ Ich weiß, Sie sind keiner schlechten Handlung
	        
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