Object: Briefe eines Nürnberger Studenten aus Leipzig und Bologna

aus dieser Zeit; vom 25, Februar bis 17. September 1558 ist 
keiner der Briefe erhalten, die er nach Hause schrieb. Um so 
ausführlicher ist der Brief vom letztgenannten Tage, in welchem 
der Briefschreiber unter dankbarer Anerkennung der ihm bisher 
erwiesenen Wohlthaten zuerst dem Vater die Bitte vorträgt, ihm, 
da es an Ostern drei Jahre würden, seit er nach Leipzig gekom- 
men, und da Camerarius wegen des leidenden Zustandes seiner 
Frau die Kostgänger aufzugeben beabsichtige, mitzuteilen, ob 
er ihn weiter studieren lassen wolle und wohin er ihn zu schicken 
gedenke, 
Der Vater gibt ihm einstweilen die Zusicherung, dafs er 
ihn an Ostern von Leipzig abrufen werde, ist aber noch unent- 
schlossen, wohin er ihn alsdann schicken will. Der Wunsch 
des Sohnes, mit einem Altersgenossen und Landsmann, der auch 
eine Zeit lang in Leipzig studiert hat, nach Frankreich geschickt 
zu werden, findet keine Beachtung. Die Entscheidung scheint 
erst getroffen worden zu sein, als Christof Krefs nach Nürnberg 
zurückgekehrt war und einen Brief des Herrn Camerarius mit- 
gebracht hatte, worin dieser den Rat gegeben hatte, den Chri- 
stof, da er von schwächlicher Gesundheit sei, nicht olıne jeman- 
den Bekannten, dessen er sich etwa zu getrösten hätte, in die 
Fremde zu schicken. Vielleicht fiel die Wahl auf Bologna, weil 
dort ein Onkel Christofs, Herr Albrecht Sch eurl!), ein Haus 
und eine Handelsniederlassung hatte und er dessen Obsorge 
empfohlen werden konnte. In Leipzig hatte Christof noch trübe 
Zeiten durchzumachen, da die Frau Camermeisterin an schwerer 
und langwieriger Krankheit darniederlag. Im April 1559 nahm 
er Abschied von seinen gütigen Hauswirten. Camerarius rühmte 
in einem Briefe®), den er ihm wahrscheinlich mitgab, dafs er 
‘) Herr Albrecht Scheurl, geb. 1525, gest. 1580, war mit Magdalena, 
der älteren Schwester der Stiefmutter unseres Christof, verheiratet, Herr 
Endres Imhoff berichtet darüber in seinem Geschlechtsbuch: »Item mein 
liebe tochter madalena fo geboren ift auff 16. nouembris 1526 . .. die hab 
ich im nomen gottes verheirat dem erbarn Albrecht Scheurel vnd ift ihr 
lautmerung geweft den 27, May anno 1546 vnd die hochzeit darnach auff 
3. augufto, also fie nit gar 20 jar alt geweft ...< Albrecht Scheurl war 
vor seiner Verheiratung in Bologna und kommt im Jahr 1544 als Albertus 
Scheurlin Noricus in den Jahrbüchern der deutschen Nation vor. S. Acta 
nationis germ. vniv. Bologn. SS. 3209. 
?) Wir bringen auch diesen Brief im Wortlaut zum Abdruck: 
»>Ernvhefter, fürfichtiger, erbar weifer, günftiger herr. Auff eur weis- 
heit beger und verordnuny hat derfelben fune Chriftoph diefer zeit feinen
	        
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