Object: Hans Sachs und die Heldensage (Band 1)

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Die abnehmende .Gunst der höheren Kreise hatte den 
Heldensang in die unteren Schichten des Volkes zurückgedrängt 
und hier hatte er zunächst noch festen Boden gefunden. Kaiser 
Friedrich III. liess im Jahre 1488 auf dem Wormser Friedhofe 
ein Grab öffnen, um sich von der Wahrheit einer Tradition zu 
überzeugen, derzufolge an jener Stelle die Gebeine des „hürnen 
Risen Sifridus“ ruhen sollten; in verschiedenen geistlichen 
Spielen aus dem Ende des fünfzehnten und dem Anfang des sech- 
zehnten Jahrhunderts finden wir, naturgemäss auf der Seite der 
Gegner des Heils und des Heilandes, verschiedentlich Personen 
mit Namen aus der Heldensage. Das sog. Heldenbuch des 
Caspar von der Roen, geschrieben 1472, schöpfte aus einer herab- 
gekommenen volksmässigen Ueberlieferung; in naher Beziehung 
zu dem Gedichte „Der wunderer“ bei Caspar, steht das Fast- 
nachtspiel vom „Perner und dem wunderer“ (gedr. bei Keller, 
Fastnachtspiele aus dem 15. Jahrhundert), beide Dichtungen be- 
handeln durchaus den gleichen Stoff und zeigen sogar wörtliche 
Uebereinstimmungen. Die Kämpfe im Rosengarten der Kriemhild 
fanden dramatische Bearbeitung, wir kennen eine solche aus 
dem Jahr 1511 in den von Vigil Raber aufgezeichneten Sterzinger 
Spielen*), wo sechs von den zwölf Helden vorgeführt werden, 
eine andere besitzen wir in der Dramatisierung der Berliner 
Fragmente, nach Philipp, Zum Rosengarten. Halle 1879. s. XI 
aus dem Jahr 1533. Diese Bearbeitung ist direct aus dem 
gedruckten Heldenbuche geflossen (vgl. Philipp, a. a. O. 
s. LIV). 
Als nach Erfindung der Buchdruckerkunst die literarischen 
Erzeugnisse der vergangenen Jahrhunderte allgemein zugänglich 
gemacht wurden, ward auch den Dichtungen der Heldensage 
eine neue, letzte Fixierung zu Teil. Als innere Belebung der 
alten Sagen sind jedoch diese Drucklegungen nicht zu be- 
trachten, sie sind nur der natürliche Anteil an einem glänzenden, 
*) Sterzinger Spiele nach Aufzeichnungen des Vigil Raber, heraus- 
gegeben von Dr. Oswald Zingerle, Das recken spiel Bd. I s, 146—164; 
das Stück ist schon vorher, doch etwas weniger genau abgedruckt durch 
ÖObrist, Germ. XXIT 8, 420—29.
	        
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