ebenso als Fortsetzungen der Olympischen Spiele und der
römischen Gladiatorenkämpfe wie als Vorgänger der späteren
Zweikämpfe und Duelle des deutschen Adels, die schliesslich
Maximilian I. als „unchristenliche that‘ zu verbieten sich ver-
anlasst sah, vgl. den „Fechtspruch, Keller-Goetze 4, 209 ff:
So nahm er im Grunde die Heldensage als Geschichte, in diesem
Sinne waren ihre Erzählungen Stoffquelle für ihn und er bear-
beitete sie dann unter demjenigen Gesichtspunkte, der überhaupt
für den grössten Teil seiner Poesie massgebend war, nämlich
dem moralischen, ganz der Neigung des sechzehnten Jahrhunderts
entsprechend, das mehr von der Poesie verlangte, als blosse
Befriedigung aesthetischen Genusses, und das den Begriff der
„Schönen‘‘ Literatur nicht kannte. Eine derartige moralisierende
Betrachtungsweise war zwar der Heldensage gegenüber neu,
aber gerade sie verträgt eine solche am wenigsten. Die höch-
sten Leistungen deutschen Heldensanges, Nibelungenlied und
Gudrun, hat Hans Sachs ausserdem nicht gekannt; was er
kannte, entstammte der sinkenden Zeit epischer Dichtung. Die
stets wiederholten Schilderungen von Kämpfen und Abenteuern,
wie sie aber die Epigonenzeit brachte, boten moralischen Ten-
denzen keine Handhabe, so kommt es denn, dass Hans Sachs
eine Reihe der bekannten Helden nur einmal gelegentlich er-
wähnt, während der trewe Eckhart unserm Dichter eine vertraute
Gestalt geworden ist. Wie das Streben, die Heldensage dem
Gesichtspunkte der Moral unterzuordnen, dazu führt, einem wider-
strebenden Stoffe Gewalt anzuthun, davon kann die Tragödie
vom „hürnen Seufrid‘, die zunächst behandelt werden soll;
ein deutliches Beispiel ablegen.