Full text: Prinzregent Luitpold von Bayern

19 
er, ganz von unten auf dienend, alle Grade des Dienstes als Baherns 
erster Kunonier“, wie er in einem aus jener Zeit stammenden Volkslied 
genannt wird. Im Jahre 1840 zum Major befördert marschierte er im 
September als Befehlshaber von zwei Batterien mit seinem Regiment in 
das große Übungslager bei Nürnberg, in welchem er in einem einfachen 
Offizierszelt wohnte, während Kronprinz Max auf der Burg in Nürnberg 
Aufenthalt nahm. Und schon im nächsten Jahre trat er als Oberst an 
die Spitze des ganzen Regiments, versäumte aber nicht, eine Zeit lang 
auch in dem Infanterieleibregiment und in dem 1. Kürassierregiment 
zu dienen, um auch bei diesen Waffengattungen den Dienst kennen 
zu lernen. 
Die Tüchtigkeit und Pflichttreue, die den Prinzen in seiner militäri— 
schen Laufbahn auszeichneten, bewährte er auch gegenüber den Aufgaben 
des politischen Lebens, die nach erlangter Großjährigkeit seiner harrten. 
So wurde er im Jahre 1840 in die Kammer der Reichsräte eingeführt, 
der er bis zum Jahre 1886, also nahezu ein halbes Jahrhundert, an—⸗ 
gehörte. Und als im Jahre 1840 König Friedrich Wilhelm III. von 
Preußen mit Tod abging, erhielt er von seinem königlichen Vater den 
ehrenvollen Auftrag, dem Nachfolger desselben, Friedrich Wilhelm IV., 
und dessen Gemahlin, einer Schwester König Ludwigs J., im Namen des 
bayerischen Hofes den Ausdruck der Teilnahme und zugleich die Glück 
wünsche zur Thronbesteigung zu überbringen. Auf den Sarg des ver—⸗ 
ewigten Herrschers in der Königsgruft zu Charlottenburg, in der die un— 
vergeßliche Königin Luise dreißig Jahre zuvor zum ewigen Schlummer 
gebettet wurde, legte Prinz Luitpold einen Kranz nieder. Vom preußi— 
schen Hofe aber wurde er aufs ehrenvollste und freundlichste empfangen. 
Damals lernte er auch den Prinzen Wilhelm kennen und schätzen, mit 
dem ihn in späteren Jahren die Bande innigster Freundschaft und herz⸗ 
licher Zuneigung verknüpften. 
Nachdem er sich auf dieser Reise nach dem nördlichen Deutschland 
des väterlichen Auftrags aufs beste entledigt hatte, unternahm er im 
folgenden Jahre zur Erweiterung seiner Kenntnisse eine Reise nach dem 
Süden. Wie oft hatte er den begeisterten Schilderungen des Vaters von 
den Naturschönheiten und den unvergleichlichen Kunstwerken Italiens 
gelauscht. Was Wunder, daß auch in ihm die Sehnsucht nach dem 
schönen Lande erwachte. So trat er denn im Oktober des Jahres 1841 
die Fahrt nach Italien an, dessen Schönheit ihn so bezauberte, daß er 
volle sechs Monate dort verweilte. In Turin wurde er von dem König 
Karl Albert und seinem Sohn Viktor Emanuel, dem nachmaligen König 
des geeinigten Italiens, aufs gastfreundlichste aufgenommen. Von da begab 
er sich über Nizza, Genua und Pisa nach Florenz, und anfangs Dezember
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.