Volltext: Hans Sachs und andere Dichter des 16. Jahrhunderts

C. Dramatische Sprüche. 
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Im großen Herzleid mich zu laben, 
Wie wir ein altes Sprichwort haben, 
Nüchtern tanzen und nüchtern weinen 
Hat gut noch keinem wollen scheinen. 
Das Weib geht hinaus und singt. 
Der Mann richtet sich auf, redet mit sich selbst und spricht: 
Oho, das ist ein' kalte Lieb', 
Davon mein Weib viel Rühmens trieb, 
Sie betrübt sich ob meinem Tod in allen, 
Als wär' ein Löffel ihr entfallen. 
Nun will ich ducken mich behende 
Und warten, wie solche Liebe ende. 
Er legt sich wieder nieder. 
Die Frau kommt und spricht: 
Nun ich ein wenig labte mich, 
Kann desto besser weinen ich, 
Wenn Leute kommen um meinen Mann. 
Potz Wetter Angst, wer klopfet an? 
Die Nachbarin kommt, klopft an, die Frau thut ihr auf und 
spricht weinend: 
Seht an, ach, liebe Nachbarin, 
Bei der Wäsche ich gewesen bin, 
Die Weil ist mir mein Mann gestorben, 
Nun bin vom Grunde ich verdorben. 
Er hat mich allzeit treu ernährt, 
Hab' meine Lieb' ihm stets bewährt, 
O wehe meiner Angst und Not! 
Die Nachbarin spricht: 
Ach, Nachbarin, ist er denn tot? 
Ei, er war stets ein frommer Mann, 
Der keinem je ein Leid gethan. 
Nun, weil es nicht kann anders sein, 
So gebt Euch, Nachbarin, darein, 
Was Gott thut, das ist wohlgethan! 
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