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Einleitung. 
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Neben dem Scherz, wie im „Schlaraffenland“, „St. Pe— 
ter und die Landsknechte“ u. a. findet auch der tiefste 
Ernst seine Stelle; die durch die politischen und kirchlichen 
Ereignisse veranlaßten Gedichte sind meist in diese Form 
gekleidet. 
3. Dramatische Sprüche (208 im ganzen) in 
demselben Metrum verfaßt. Der Dichter teilt diese drama— 
tischen Werke in „fröhliche Komödien“, „traurige 
Tragödien“ und „Fastnachtsspiele“; erstere beiden 
werden von dem Dichter nicht genau geschieden. Tragödien, 
d. h. Stücke mit traurigem Ausgang, sind z. B. der „PHürnen 
Seufried“, die erste dramatische Gestaltung der Nibe— 
lungensage, „Klytämnestra“ und „Julian der Abtrün— 
nige“; als Komödien bezeichnet er z. B. die „Markgräfin 
Griseldis“ und das reizvolle Stück „Die ungleichen 
Kinder Evä“; auch hier schöpft der Dichter, wie die 
Titel zeigen, aus den verschiedensten Quellen. Von drama— 
tischem Aufbau im modernen Sinn, klarer Scheidung in Akte 
und Scenen ist keine Rede, dennoch sind diese Stücke als 
erste Anfänge des modernen deutschen Dramas wichtig und 
wertvoll. Noch mehr ist dies bei den Fastnachtsspielen der 
Fall, die noch heute im höchsten Maße sich als bühnen— 
wirksam erweisen. Neben den im folgenden mitgeteilten 
Stücken „Der tote Mann“ und dem ernster gehaltenen 
„Frau Wahrheit wilh niemand herbergen“ wirken 
noch heute durch ihre unwiderstehliche Komik trotz der ein— 
fachsten Mittel: „Der böse Rauch“, „Das heiß 
Eisen“, „Der Roßdieb zu Fünsing“, „Das Nar— 
renschneiden“ und „Der fahrende Schüler im 
Paradeis“. Ihren Wert recht zu schätzen, müssen wir sie 
mit den rohen und schmutzigen Fastnachtsspielen des 15. Jahr— 
hunderts vergleichen. Nicht nur in Nürnberg, sondern weithin 
durch Deutschland sind diese urwüchsigen Spiele im 16. Jahr— 
hundert zur Aufführung gelangt. 
Überhaupt hat es dem Dichter bei seinen Lebzeiten 
nicht an Anerkennung gefehlt; dies geht schon daraus hervor,
	        
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