Gedichte.
Die täglich legt' ein goldnes Ei,
Und legt' ihm auch bisweilen zwei.
Im Bauern sich die Gier da regt,
Da goldne Eier die Gans ihm legt,
Er meint', es müßt' ihm baß gelingen,
Und wollt' zu Haus' viel Reichtum bringen,
Dünkt' nicht ein Narr sich sondern weise,
Er thut sie ab und sucht mit Fleiße,
Er sucht da vorn und sucht da hinten,
Doch wollte nirgends Gold sich finden.
Da war nichts mehr; der Bauersmann
Stand da und fah betrübt sie an
Als nun die Hoffnung war verlor'n,
Straft' er sich selbst in großem Zorn
Und sprach: „Du bist ein feiner Meier,
Die Gans legt nicht mehr goldne Eier,
Wie weislich hast du's ausgericht't,
Ein'm solchen Bauer recht geschicht!“
Morale.
Beschert dir Gott ein reichlich Glück,
Sieh zu, daß dich der Geiz nicht drück',
Zum Reichtum eil' nicht allzusehr,
Daß sich das Glück nicht von dir kehr',
Wie diesem Bauer ist gescheh'n,
Derhalben sollst du vor dich seh'n,
Denn Eile ist nicht allzeit gut
Und macht gar oft betrübten Mut.
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