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dieselbe zu Anfang des 7. Jahrhunderts (etwa 610) in Japan und sogar noch
früher den Tartaren bekannt wurde, die in Samarkand zahlreiche Papier-
häuser besassen. Von den Tartaren lernten die Araber auf ihren Streif-
zügen die Erzeugung des Papiers kennen, brachten diese Kenntnis nach
Mekka und Medina namentlich aber (etwa 700) nach Damaskus, gründeten
in allen eroberten Niederlassungen, insbesondere auch an den Küsten des
mittelländischen Meeres, in Griechenland, Sizilien, Spanien etc. Papiermacher-
werkstätten. Nach der Stadt Damaskus nannten die Römer das Papier
Charta damascena und aus dem Namen Ch. cuttunea oder bombycina lässt
sich schliessen, dass ihr Papier aus Baumwollfasern erzeugt wurde, wofür
auch das Vorhandensein von Manuskripten aus dem 10. Jahrhundert spricht.
die auf Baumwollpapier geschrieben sich in der Bibliothek zu Escurial be-
finden. Ueberhaupt war um diese Zeit die Papiermacherei in Spanien und
Italien bedeutend entwickelt und wurde in der Weise ausgeübt, dass man
Baumwolle namentlich in der Gestalt abgetragener Kleidungsstücke (Hadern.
Lumpen) in Mörsern zerstampfte, mit Wasser in einen dünnen Brei ver
wandelte, diesen durch ein lockeres Gewebe brachte, durch Schütteln die
Fasern verfilzte und endlich aus dem so gebildeten Blatte das Wasser durch
Pressen und Trocknen entfernte. Aller Wahrscheinlichkeit nach kam die
Kenntnis von dem Verfahren der Papiererzeugung am Ende des 12. Jahr
hunderts (1190) durch die Kreuzritter nach Deutschland, weil sich um diese
Zeit in Deutschland Spuren von Papiermacherei finden. Auf den Boden
unseres Vaterlandes verpflanzt, ist es leicht begreiflich, dass die Papier
macherei sich bald der damals bei unseren Vorfahren sparsam oder gar
nicht vorkommenden Baumwollhadern entschlug und an die Stelle derselben
die abgetragenen Kleidungsstücke aus Leinen setzte und dadurch ein Pro-
dukt erzielte, welches bekanntlich als das beste und vorzüglichste anerkannt
werden muss. Die Erfindung des Linnenpapiers ist demnach unzweifelhaft
eine deutsche! Die ersten deutschen Papiermacher sind die Holbein in
Ravensburg (Württemberg), welche (1290) im Besitze von Papiermühlen
waren, also die Bearbeitung der Rohmaterialien mittelst Wasserkraft be
trieben. Sie sind auch die Erfinder der Siebformen aus Messingdrahtgewebe.
Dieses auf solche Weise neu eingeführte Gewerbe ‚fasste zunächst
festen Fuss in Bayern, denn es entstanden die weiteren Papiermühlen zu
Kaufbeuren (1312), zu Nürnberg (1319), Augsburg (1320), in Au bei Mün
chen (1347). Unter allen Papiermühlen aus jener Zeit ist die bemerkens-
werteste die (1390) von Ulmann Stromer bei Nürnberg (Gleissmühle) begrün
dete, weil diese noch heutigen Tages derselben Familie angehört und nach-
weislich durch Wasserräder 18 Stampfen in Bewegung setzte.
Einen ungeahnten Aufschwung nahm der Verbrauch des bis dahin ent.
weder nur zum Besehreiben und Bemalen oder zum Bedrucken mit Holztafeln
verwendeten Papiers von der Mitte des 15. Jahrhunderts (1455) an in Folge deı
in Deutschland gemachten Erfindung des Bücherdrucks mit beweglichen Lettern