Objekt: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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dieselbe zu Anfang des 7. Jahrhunderts (etwa 610) in Japan und sogar noch 
früher den Tartaren bekannt wurde, die in Samarkand zahlreiche Papier- 
häuser besassen. Von den Tartaren lernten die Araber auf ihren Streif- 
zügen die Erzeugung des Papiers kennen, brachten diese Kenntnis nach 
Mekka und Medina namentlich aber (etwa 700) nach Damaskus, gründeten 
in allen eroberten Niederlassungen, insbesondere auch an den Küsten des 
mittelländischen Meeres, in Griechenland, Sizilien, Spanien etc. Papiermacher- 
werkstätten. Nach der Stadt Damaskus nannten die Römer das Papier 
Charta damascena und aus dem Namen Ch. cuttunea oder bombycina lässt 
sich schliessen, dass ihr Papier aus Baumwollfasern erzeugt wurde, wofür 
auch das Vorhandensein von Manuskripten aus dem 10. Jahrhundert spricht. 
die auf Baumwollpapier geschrieben sich in der Bibliothek zu Escurial be- 
finden. Ueberhaupt war um diese Zeit die Papiermacherei in Spanien und 
Italien bedeutend entwickelt und wurde in der Weise ausgeübt, dass man 
Baumwolle namentlich in der Gestalt abgetragener Kleidungsstücke (Hadern. 
Lumpen) in Mörsern zerstampfte, mit Wasser in einen dünnen Brei ver 
wandelte, diesen durch ein lockeres Gewebe brachte, durch Schütteln die 
Fasern verfilzte und endlich aus dem so gebildeten Blatte das Wasser durch 
Pressen und Trocknen entfernte. Aller Wahrscheinlichkeit nach kam die 
Kenntnis von dem Verfahren der Papiererzeugung am Ende des 12. Jahr 
hunderts (1190) durch die Kreuzritter nach Deutschland, weil sich um diese 
Zeit in Deutschland Spuren von Papiermacherei finden. Auf den Boden 
unseres Vaterlandes verpflanzt, ist es leicht begreiflich, dass die Papier 
macherei sich bald der damals bei unseren Vorfahren sparsam oder gar 
nicht vorkommenden Baumwollhadern entschlug und an die Stelle derselben 
die abgetragenen Kleidungsstücke aus Leinen setzte und dadurch ein Pro- 
dukt erzielte, welches bekanntlich als das beste und vorzüglichste anerkannt 
werden muss. Die Erfindung des Linnenpapiers ist demnach unzweifelhaft 
eine deutsche! Die ersten deutschen Papiermacher sind die Holbein in 
Ravensburg (Württemberg), welche (1290) im Besitze von Papiermühlen 
waren, also die Bearbeitung der Rohmaterialien mittelst Wasserkraft be 
trieben. Sie sind auch die Erfinder der Siebformen aus Messingdrahtgewebe. 
Dieses auf solche Weise neu eingeführte Gewerbe ‚fasste zunächst 
festen Fuss in Bayern, denn es entstanden die weiteren Papiermühlen zu 
Kaufbeuren (1312), zu Nürnberg (1319), Augsburg (1320), in Au bei Mün 
chen (1347). Unter allen Papiermühlen aus jener Zeit ist die bemerkens- 
werteste die (1390) von Ulmann Stromer bei Nürnberg (Gleissmühle) begrün 
dete, weil diese noch heutigen Tages derselben Familie angehört und nach- 
weislich durch Wasserräder 18 Stampfen in Bewegung setzte. 
Einen ungeahnten Aufschwung nahm der Verbrauch des bis dahin ent. 
weder nur zum Besehreiben und Bemalen oder zum Bedrucken mit Holztafeln 
verwendeten Papiers von der Mitte des 15. Jahrhunderts (1455) an in Folge deı 
in Deutschland gemachten Erfindung des Bücherdrucks mit beweglichen Lettern
	        
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