Volltext: Albrecht Dürer

Hilfe bei der Arbeit. 
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gemeinsam an einem Bildwerk schafften, ihm das Ding ver— 
darben, also daß männiglich sehen mochte, wie verschiedene 
Hände daran thätig waren. Ja, fände ich einen, der mir 
gliche, wie ein Ei dem andern, ich wollte ihn wohl gern an 
meine Seite nehmen. Aber wie schwer ist dieses! Gleichwie 
im Wald ein jeglich Vöglein seine eigne Weise singet, also auch 
führet jeder, dem Gott der Herr die Gabe der Malkunst ver— 
liehen, seinen eignen Pinsel.“ 
„Das ist wohl wahr“, meinte Frau Agnes, „dennoch lernet 
in der Werkstatt der Jünger von dem Meister und eignet sich 
dessen Weise an. Warest du nicht des Lobes voll von dem 
Hans Schäufelein, so nach dir in Meister Wolgemuts Werkstatt 
gestanden, und desgleichen von dem Albrecht Altdorffer? Rühmtest 
du nicht ihre Kunst und Geschicklichkeit? Sagtest du nicht in— 
sonderheit dem Schäufelein nach, daß seine Art der deinen 
ähnlich?“ 
„Du redest recht“, versetzte Dürer, langsam mit dem Kopfe 
nickend, „allein was frommt die Erinnerung an den Nördlinger? 
Seit einem Jahre ist er ja auf und davon, wer weiß, wo er 
jetzund weilet.“ 
„Nun wohl“, sprach Frau Agnes mit Nachdruck und er— 
griff den Gatten beim Arm. „Tritt herzu und betrachte dein 
Angesicht im Spiegel. Siehe, wie bleich deine Wangen sind und 
welche Schatten um deine Augen her lagern! Mit heimlicher 
Sorge betrachte ich dich im stillen seit etlicher Zeit. Magst du 
keinen Gesellen, oder findest du keinen, der dir gefallen mag, 
so bleibet dir nichts übrig, als derer, so Malwerk von dir 
heischen, ein gut Teil abzuweisen. — Jetzo aber laß uns die— 
ser leidigen Sache geschweigen und die eilenden Stunden des 
Abends nützen, uns noch ein wenig zu ergehen in der frischen 
freien Luft.“
	        
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