20
das Pflichtgefühl und die Liebe zu den Seinen besiegte in
Martin alle anderen Regungen. Wohl war es noch eine
——
ihn an Sohnes Stelle anzunehmen, ihn zum Erben seines
beträchtlichen Vermögens zu machen, damit er sich ganz
mit ihm, dem alten Freunde, den wissenschaftlichen Studien
widmen könne. Aber nein! Der Martin Behaim war
seinem alten Namen, seiner Familie sich selbst schuldig;
eine Unterstützung, ein Almosen, auch wenn es vom alten
Gönner Walther stammte, anzunehmen, dagegen sträubte
sich sein Stolz — so blieb denn der einzige Weg, auf
Oheim Leonhards Plan und Vorschlag einzugehen, dem
Füngling übrig.
Und so schloß denn der Martin vorläufig unter einem
Seufzer mit Erd- und Himmelskunde ab und zog als
Handlungsdiener oder, wie man damals sagte, als Kauf—
geselle aus seiner Heimat Nürnberg in die niederländische
Stadt Mecheln.
L2. LCehriahre.
Jorius van Dorpp hieß der Inhaber des großen
Geschäftshauses in der brabantischen Stadt Mecheln, bei
dem der nunmehr achtzehnjährige Martin Behaim als
Kaufgeselle eintrat. Der Prinzipal trieb einen Großhandel
mit allerlei Tuchen, die in Flandern und Frankfurt, sowie
auch in England angefertigt wurden. Das Geschäft hatte
außerhalb der Niederlande im deutschen Reiche Handels—
beziehungen nach Nürnberg, Augsburg und Frankfurt;
sein überseeischer Handel ging über Antwerpen nach Lon—
don, der englischen, und nach Lissabon, der portugiesischen