Kunigunde. Nur weißt, nach unferm Sewijien Können
wir ja denken wie wir wollen; aber was die Gebräuch’” be:
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Hans Sachs (Febr beftimmt und aus dem Herzen). Nım Feine
Yüge, Kuniqund! Nicht wegen der Gebräuche und auch nicht
in der Not. Die Wahrheit über Alles! Das ijt das erfte
Pilichtgebot, wenn wir gegen die vielen Nebel in diejer Welt
ya ausrichten wollen. Danady hab’ ih Dis zu meinem
Anfzigiten Jahre rechtfchaffen gelebt, und {jo will ichs auch
515 an mein Ende. — Aber -— 8 it gut, reden wir Heut
nicht weiter Davon; Jonit tirübt mir’s noch den Abend diefes
Tags, der mir ein Felttag fein Joll, wenn auch ohne Sepräng
und Schnuaus, wie’8 manche Lieben, (Er läßt fih in den Lehnfeitel,
nahe dem Pulte, nieder.) Sar fo ftolz bin ich auch nicht darauf,
daß ich gerad flnfzig Jahr alt geworden bin; Ddeun das il
nicht mein Verdienit, Das UL Öottes Oute allein. --- Seh
her, und feß dich zu mir. — Haft ja vorher recht fchön ge
jungen, — den Abendion Nachtiqall8s. Der geht Einen wirklich
recht zu Herzen.
Kunigunde. Drum jing' ih ihn aud) gern, und deine
Meint’ dazu; —- aber der Bub der Mdanı hat mich heute drin
geltört.
Hans Sachs. Hahaha! Ina, ich hHab’8 wohl gemerkt.
Sit vom Stuhl gefallen, -— hat fich aber doch kein Schaden
gethan?
Kunigunde. Ah neh, — die Crescenz it jebt bei ihn,
bald bring‘ ich ihn ins Bett.
Hans Sachs. Der Herrgott Hat uns fchwer geprüft
mit unfern Kindern. Drei hat er jhon zu fich genommen;
aber er wird ja wiljfen warum. Hat er un8 doch als Erjaß
den Hdamnı noch gefchenkt, ıumd wegen der drei geftorbenen
hab’ ih an ihm eine vierfadhe Freud. Sichit, fo muß man
ich das ausrechnen.
Kunignunde (war an feinen Schreibtijh gegangen und hat die be-
Griebenen Blätter betrachtet). Was Ichreibit denn icßt da? Ilt das
yieder ein Schanfpiel?
Haus Sachs. Ina freilich. Das wird ein foldhes, das
die Herzen rühren Toll. Da bin ich wieder auf den Bokatius *
D
zo meilt wurde der Name Voccacciv von Hans Sachs gerehriecben.