93
i
*
1
Eppelein befahl dem Knecht, er sollte seine zwo Säcke vom
Rosse nehmen und sagte: „Mach' dich zur Stell' auf,
reit' gen das Kloster und sag': dein Herr, der Groß, liege
bei guten Freunden im Walde. Sie sollen ihm gute
Mahlzeit schicken, was Hoch und Teures zur Hand ist,
es kommt alles wieder herein. So du aber mehr sagft.
geht's an deinem Herrn aus.“
In Kurzem war der Knecht wieder da mit guter
Speis und einem vollen Fäßlein. Ging's nun hoch her
und der Groß mußte mithalten. That's auch gern', denn
er dachte, komm' ich doch mit heiler Haut daͤvon. Als sie
aber zu Ende waren, und der Groß auf sein Roß steigen
wollte, lachte Eppelein und rief: „So thun wir nicht,
Herr Groß! Wünsch', daß Euch die Mahlzeit wohi
gedeihe, könnt auch jetzt gen Pillenreuth ziehn, sobald Ihr
mögt, da grüßt mir die zwölf Jungfrauen! Anders sie
nicht gottselige Pflichten hätten, möcht' ich wohl eine zum
eh'lichen Gemahl! So Ihr aber meint, Ihr kommt zu
Roß fort, habt Ihr einen Fehlschuß gethan, das mag ich
Euch wohl beweisen! Merk' auf Wolf, ob dem nicht so
ist, und warum der Groß nicht gen Pillenreuth zu Roß
kommt. An Speis' und Trank gebricht's dort nicht, und
am Geld auch nicht. Demnach braucht er nicht hinzu—
reiten. Will er sie aber noch reicher und üppiger machen,
so geht's den heiligen Leuten zu gut. Dann darf er
nicht hinreiten. So ist das Beste dies: wir behalten ihre
zwei Rosse und die drei Säcke, wer weiß, was Gutes da
drin ist! Dann sind die Klosterleute von zu großem Ueber—
mute gerettet. — Die beiden da aber mögen zu Fuß
gach Pillenreuth wallfahrten, und für unsre Sünden
eten.“
Da lachte Wolf und sagte: „Du bist wohl ein rechter
Anwalt und hast einen scharfen Kopf!“ Dem Groß
war's aber nicht so fast zum Lachen, er konnt's aber nicht
wenden.
Blieb also der Groß und sein Knecht auf dem Weg'
stehen, Eppelein aber, der Wolf und die sechs Knechte
ritten mit den Rossen und den Säckeln davon, hatten
Speis' und Trank die Menge, und sonst mehr noch an
Gut und Geld gewonnen. —