Full text: Eppelein von Gailingen, und was sich seiner Zeit mit diesem ritterlichen Eulenspiegel und seinen Spießgesellen im Fränkischen zugetragen

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Eppelein gesehen hättet. D'ran mögt Ihr meinen Eifer 
erkennen! Ich wollte, unser Herr, der Kaiser, gewährt' 
mir dafür eine Gnade!“ 
Da lachte Carolus und sagte: „Du bist eine lustige 
Larv' und ersiehst deine Zeit wohl, daß du eine Bitte an 
mich stellst. Also bitt' dir eine Gnad' aus!“ 
Sagte Eppelein: „Da bitt' ich Euch um zwei Dinge: 
Fürerst um einen Goldgulden für meinen Freund, Hans 
von Lobenstein, dem bin ich viel Lieb' und Dank schuldig!“ 
Sagte der Kaiser: „Den Goldgulden sollst du haben, 
weil du ein lustiger Schalk bist und sicher ein Edelmann, 
wenn auch ein armer. Sonst wär' der Lobensteiner nicht 
dein Freund, und möchtest nicht wagen, von mir Geld zu 
verlangen, der ich dem Lobensteiner nichts schuldig bin.“ 
Entgegnete der Eppelein: „Wann ich deshalb ein 
Edelmann bin, wenn auch ein armer, so seh' ich wohl, 
daß Ihr Kaiser der höchste Edelmann seid, denn Ihr 
macht's gerade so! Ihr verlangt auch manchen Goldgulden 
vom heilig römischen Reich, und zahlt damit Euren guten 
Freund Land-Böhmen!“ 
„Seht einmal,“ sagte der Kaiser, „was witzig Ihr 
wieder seid! Fast hätt' ich Lust, Euch in den Turm legen 
zu lassen!“ 
„Das glaub' ich wohl,“ entgegnete Eppelein; „es 
möcht' Euch aber wenig frommen.“ 
„Und warum?“ fragte der Kaiser. 
„Weil Ihr mir eine zweite Bitte gewährt habt!“ 
entgegnete Eppelein. „Die wär' aber, daß Ihr mich 
wieder frei ließet.“ 
„Versetzte der Kaiser! „Nun seh' ich wohl, daß du 
ein rechter Schelm bist. Der Goldgulden ist dein. Was 
ist nun die zweite Bitte? Sicher verlangst du noch einen?“ 
„Nein, hoher Herr!“ sagte Eppelein. „Ich will nur, 
daß Ihr mir in großer Huld Antwort gebt! Ich frag so: 
Was ist eines Knechtes Pflicht?“ 
„Das will ich dir wohl sagen!“ entgegnete der Kaiser. 
„Seine Pflicht ist, daß er denkt, wie sein Herr, und alles 
thut, was seinem Gebieter genehm ist.“
	        
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