Objekt: Hans Sachs

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Hans Sachs. 
tralische Anordnung beziehen, wie dies Devrient in seiner Ge- 
schichte der deutschen Schauspielkunst ausgeführt hat. 
Uebrigens zerfallen Sachsens Dramen noch nicht in Scenen, 
wohl aber in Akte, deren Zahl bis zu zehn steigt; wobei jedoch 
seine Stücke — eben weil die Handlung noch wenig entwickelt 
ist — geringe Ausdehnung haben. So nimmt die Passion, 
welche zehn Akte und einunddreissig Personen zählt, nur zweiund- 
Jreissig Seiten in der Folioausgabe ein. Jakob Ayrer, der 
Nachfolger Sachsens im Drama, führte dann auch Scenen ein, 
Auch er, ein Eisenhändler und später Notar, gehörte der Stadt 
Nürnberg an. Hier wurde auch — wahrscheinlich unter Mitwir- 
kung, wenn nicht auf Antrieb unseres Dichters — 1550 von 
der Meistersängerzunft ein Schauspielhaus errichtet, ein Gebäude, 
das nur im Sommer diente, mit bedeckter Bühne und unbedeckten 
amphitheatralischen Sitzreihen für die Zuschauer. Es ist dies 
das erste Schauspielhaus in Deutschland, und gerade 
seit diesem Jahr 1550 sehen wir Hans Sachs besonders thätig 
als dramatischen Dichter. 
Was die von ihm behandelten Stoffe angeht, so hat er die 
alte und die romantische Welt sammt der Gegenwart ganz so 
ausgebeutet, wie in seinen erzählenden Gedichten, ja er hat nicht 
selten dieselben Stoffe als Drama und Erzählung behandelt, oder 
das eine Gedicht ist die Fortsetzung des anderen. So habe ich 
unter den didaktisch-erzählenden Gedichten eins: die unglei- 
chen Kinder Evä, hervorgehoben. Derselbe Gegenstand 
unter demselben Titel findet sich unter seinen Dramen als „Co- 
media,“ und offenbar hat sich Sachs bemüht, den für die Bühne 
hergerichteten Stoff mit einiger Handlung auszustatten. Als Gott 
bei Adam und Eva erscheint, grüsst Abel mit den fünf frommen 
Söhnen in artigster Weise; dagegen behalten die Ungerathenen 
die Hüte auf dem Kopfe, und Kain reicht dem Herrn die linke 
Hand, statt der rechten. Gott hält dann, ganz wie ein Pfarrer, 
Kinderlehre mit den braven Söhnen. Sie sagen das Vaterunser, 
die zehn Gebote und das Glaubensbekenntniss mit den Erklä- 
rungen, wie sie der Luther’sche Katechismus gibt, nur Alles in 
Verse umgesetzt, her. Da sie diese Dinge vortrefflich memorirt 
haben, bezeigt sich der Herr sehr zufrieden und verkündet ihnen 
die glänzende Zukunft, die uns schon aus der Erzählung bekanntist.
	        
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